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4. Die Konzentration der Dosenproduktion in den Händen der Gebrüder Adt

Nur ein Dosenfabrikant konnte in den schweren Krisenzeiten im zweiten und dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zufrieden sein: Peter Adt, Sohn des Johann Peter Adt. Seine Geschäfte gingen gut und verschafften ihm wichtiges Kapital. Im Jahr 1826 gelang dem erst 28jährigen Peter Adt III. der wirtschaftliche Coup des Jahrhunderts: er konnte den Besitz der ehemaligen, seit der Französischen Revolution verlassenen Wadgassischen Propstei in Ensheim für läppische 4000 Gulden ersteigern. Die Gebäude der ehemaligen Propstei wurden dann zum neuen Zentrum der Adt'schen Dosenproduktion.

1839 wurde schließlich dem Unternehmen mit der Eintragung als "Pappmachédosenfabrik Gebrüder Adt" ins Handelsregister eine solide Grundlage gegeben. Der wirtschaftliche Erfolg ließ nicht auf sich warten: Bereits 1835 wurden Adtsche Produkte in München mit einer Silbermedaille und zwei Jahre später in Speyer mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Neben dem Adtschen Unternehmen gab es aber weiterhin eine Vielzahl selbständiger Dosenmacher in Ensheim, wie viele zeitgenössische Eintragungen in den Zivilstandsakten oder Kirchenbüchern belegen. Übrigens haben die Ensheimer seitdem als Uutz'noome den Namen "Duuse'rutscha" bekommen!

Wappen der Familie ADT

Ein für damalige Verhältnisse großer Wohlstand wurde geschaffen, wovon auch die ganze Gemeinde profitierte. Allerdings vernachlässigten viele Ensheimer durch die Dosenproduktion die Landwirtschaft und gerieten bei der nächstbesten Absatzkrise, zum Beispiel in den 1840er Jahren, schnell in soziale Not. Dies führte übrigens auch zu jeweils zu regelrechten Auswanderungswellen.

In dieser Situation ergriff Peter Adt die Initiative und gründete eine Vereinigung aller Ensheimer Dosenfabrikanten, um die gegenseitige Konkurrenz auszuschalten und wettbewerbsfähiger gegenüber die auswärtigen Konkurrenz zu werden.

In diese Konzentrationsphase fiel auch die Einführung arbeitsteiliger Produktionsverfahren und die Maschinisierung: 1849 wurde bei Adt die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen. Nun konnte die Dosenproduktion in größerem Umfang, schneller, billiger und dennoch profitabler durchgeführt werden. Jürgen Boldorf beschreibt diesen Prozeß in einem sehr interessanten und reich bebilderten Artikel über die Papiermachéfabrik Adt:

"Durch Aufstellung der ersten Dampfmaschine änderte sich auch der Formungsprozeß. Jetzt wurde es möglich, statt des zeitraubenden Übereinanderklebens von Papierstreifen, dickwandigen Pappdeckel vorzustanzen und in die gewünschten Formen zu pressen. An die Stelle des häuslichen Backherdes traten nach dem Leinölbad die mechanisierten Trockenöfen. Das Verzieren und abschließende Hochglanzpolieren blieb aber auch in dieser ersten Industrialisierungsphase weiterhin die Aufgabe der überwiegend weiblichen Kunsthandwerker und der Fabrikarbeiterinnen. Der Dekorierungsprozeß teilte sich dann in der Folgezeit in sehr individuelle Ausführungen von oft hohem künsterlischen Niveau und in eine seriell, beispielsweise durch Abziehbilder, verzierte Massenproduktion." (Boldorf, op. cit., 44)

Spezielle Geschäftsreisende sorgten für den Vertrieb der Produkte in alle Welt, wobei sie sehr erfolgreich waren.

Entwicklung der Belegschaftsstärke der Adt'schen Fabrik in Ensheim


  Dosenindustrie (Fortsetzung):

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© Paul Glass 1997 - 2001 ff

Last update: 27.12.2004