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Ensemma Schbrìch

Redensarten, Ausdrücke und Sprüche

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10. Arbeit und Nichtstun

Die Deutschen leben, um zu arbeiten - die Franzosen arbeiten, um zu leben! So hört man es immer wieder, wenn von Mentalitätsunterschieden zwischen Deutschen und Franzosen die Rede ist. Auch wenn wir Saarländer von den „Reichsdeutschen“ immer wieder als „Saarfranzosen“ betitelt wurden, so sind wir doch wesentlich mehr durch die deutsche Mentalität geprägt als durch die französische. Das gilt auch für die Arbeitsmoral, die als wesentlich besser gilt als die unserer Nachbarn.

Allerdings, wie so oft, gibt es auch hier solche und solche: Es gibt also auch genügend Saarländer oder wie in unserem Falle Ensheimer, die einfach faul sind und nicht gerne arbeiten. Beiden Bevölkerungsgruppen wird unser Dialekt gerecht.

Beschäftigen wir uns zunächst mit den Fleißigen:

Fleiß wird immer auch im Bezug auf die Arbeit und die Berufstätigkeit beurteilt. In Ensheim und Umgebung gab es in der Vergangenheit verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten, die heute zum Teil nicht mehr existieren, z.B.:

·      ùff da Ei|nämmeräi schaffe (w.: in der Steuereinnahmestelle arbeiten)[1]

·      ùff da (Dingmadda) Glashìdd schaffe (w.: auf der Glashütte in St. Ingbert arbeiten)[2]

·      bäi da Gemään schaffe (w.: bei der Gemeinde arbeiten)[3]

·      im Schdäänbrùch schaffe (w.: im Steinbruch arbeiten)

·      in Widdemònns Schdäänbruch schaffe (w.: in einem bestimmten Steinbruch auf der Nordseite des Wickersberges arbeiten)[4]

·      bäi Tuwwaggs|bräiasch schaffe (w.: in der Tabakwarenfabrik Breier arbeiten)[5]

·      ùff da Hìdd schaffe (w.: auf der Hütte arbeiten; i.ü.S.: einen Arbeitsplatz in einem eisen- und stahlproduzierenden Unternehmen haben)

·      ùff da Gruub schaffe (w.: auf der Grube arbeiten; i.ü.S.: in einem Bergwerksunternehmen arbeiten)

·      ùnna|daa schaffe (unter Tage arbeiten)

·      bindele gehn (sagte man, wenn eine Geselle auf die Wanderschaft ging, um einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Der Stichtag für die Arbeitssuche war der Bindelches|daa am 27. Dezember eines jeden Jahres.)[6]

Während auf der einen Seite diese Arbeitsplätze verloren gegangen sind, wurden in den letzten 50 Jahren viele neue in Ensheim geschaffen, vor allem im produzierenden Gewerbe bei den florierenden Unternehmen Brück, Hager und Schmitt:

·      bäim Brìgg schaffe (in der Flanschenfabrik Brück arbeiten)

·      bäim Haacha schaffe (in der elektrotechnischen Fabrik Hager arbeiten)

·      bäi Schmìdde schaffe (in der elektrotechnischen Fabrik Schmitt arbeiten)

·      ùff da Kass schaffe (bei der Sparkasse arbeiten)

·      bäi da Schdadd schaffe (bei der Stadt Saarbrücken arbeiten)

Glücklich ist – vor allem in heutiger Zeit -, wer einen sicheren und krisenfesten Arbeitsplatz aufweisen kann, dient er doch nach wie vor der Sicherung der eigenen Existenz:

·      Ärwedd hònn (Arbeit haben; einen Arbeitsplatz ~)

·      e gùdd Peschdel|che hònn; ~ Plädds ~ (i.ü.S.: einen guten Arbeitsplatz haben)

·      ùffeme gùLLe Plädds hùgge (einen guten Arbeitsplatz haben)

·      irchendwo e FeLLa|che hùgge hònn (w.: irgendwo ein Vetterchen sitzen haben; i.ü.S.: gute Beziehungen haben; Vitamin B ~) ðDe Siwwidd muss irchendwoo e FeLLa|che hùgge hònn, sùnsch häLLa sinn MähLe nìdd ùff da Hìdd ùnna|grìdd!“ (Siegfried hat sicherlich Beziehungen, sonst hätte seine Tochter nicht die Stelle im Eisenwerk bekommen.)

Die Chancen auf einen Arbeitsplatz steigen – so das Arbeitsamt - mit den Fähigkeiten und dem Engagement:

·      flissich sìnn (fleißig sein; gerne arbeiten) ðWänn nùrre jeeLa so flissich wäär wie unsa Ònndoon!“ (Wenn nur alle so fleißig wären wie unser Anton!)

·      flissich sìnn wie e Bien (~ wie e Äämedds) (w.: fleißig sein wie eine Biene; ~ wie eine Ameise)

·      kännich sìnn (i.ü.S.: sich auskennen; Bescheid wissen)

·      gòns akkuraad sìnn (w.: ganz akkurat sein; i.ü.S.: sehr gewissenhaft arbeiten)

·      die Ärmele erùff|grämbele (w.: die Ärmel hochkrempeln <die Ärmel aufstreifen> ; i.ü.S.: die Absicht haben, bei einer Arbeit tüchtig zupacken zu wollen)[7]

Weitere Wendungen, die sich auf Arbeit, Fleiß und Geldverdienen beziehen, sind die folgenden:

·      äbbes òòn|kaade (w.: etw. ankarten[8]; i.ü.S.: etw. aushecken; etw. anleiern)

·      erschda Mònn sìnn bäi äbbes (w.: erster Mann sein bei etw.; i.ü.S.: sich als erster melden; bei den Ersten sein; direkt begeistert sein)  ðHa, wänn’s irchendwoo e paar Maag se va|dìene gìdd, dòò ìsch de Mìchel glich erschda Mònn!“ (Wenn sich die Möglichkeit bietet, irgendwo ein paar Mark hinzuzuverdienen, dann ist Michael gleich dabei!)

·      Òònschdalde mache, äbbes se mache (Anstalten machen; Bereitschaft zeigen, etw. zu tun)

·      Geschìgg mache (i.ü.S.: die Initiative ergreifen; etw. tun; etw. beginnen; sich anstrengen) ðJedds mach Geschìgg!“ (Jetzt tu endlich was! Jetzt fang’ endlich an!)

·      sich ùff die Henna|bään schdelle (w.: sich auf die Hinterbeine stellen; i.ü.S.: sich anstrengen; sich ins Zeug legen; sich Mühe geben)[9]

·      medd Hudd ùnn Hòòr bäi da Sach sinn (w.: mit Haut und Haaren bei der Sache sein; i.ü.S.: völlig konzentriert sein; mit großem Enthusiasmus dabei sein)[10]

·      medd Läib ùnn Seel Brìefbodd sìnn (w.: mit Leib und Seele Briefträger sein)

·      bäi ònna Lied bùddse gehn (i.ü.S.: <pej.> als Putzfrau arbeiten)

·      e scheenes Gresch|kinnche grìen (ein ordentliches Weihnachtsgeld bekom-men) ðOu! Hònna e noues Schesslòng grìdd?“ - „Ei jòò! De Alwies hadd disstuur e scheenes Gresch|kinnche grìdd!“ (Habt ihr ein neues Sofa angeschafft? - Ja, Alois hat diesmal viel Weihnachtsgeld bekommen!)

·      Rääwes mache (den Rest vom ausgezahlten Lohn ausgeben: Vor der Erfindung des Girokontos wurde der Lohn in bar ausgezahlt. Abgeliefert wurde zu Hause in der Regel ein runder Betrag, das Kleingeld wurde meist in der Kneipe umgesetzt: de Rääwes)

·      de òwwaschde Schäff sìnn (w.: der oberste Chef sein; i.ü.S.: der Chef sein)

·      die Schaffbùggs richde (i.ü.S.: sich auf die Arbeit vorbereiten; die Arbeits-kleidung für den nächsten Tag parat legen) ðMariche, hasche ma schùnn die Schaffbùggs gerichd?“ (Maria, hast du schon meine Arbeitskleidung für morgen bereitgelegt?)

·      Dòò hùgge ma, ùnn dehämm läid die Ärwedd!“ (w.: Hier sitzen wir, und zu Hause liegt die Arbeit! I.ü.S.: Hier sitzen wir, und während wir uns hier zu Tode langweilen, liegt zu Hause die Arbeit, und keiner macht sie!

·      Dòò hùgge ma, ùnn dehämm kìnnd(e)ma im Gaade schaffe!“ (w.: Hier sitzen wir, und zu Hause könnte man im Garten arbeiten! I.ü.S.: Hier sitzen wir, und während wir uns hier zu Tode langweilen, liegt zu Hause die Gartenarbeit, und keiner macht sie!

·      die Träbb enùff|felle (w.: die Treppe hinauffallen; i.ü.S.: 1. <trotz offenkundiger fachlicher Mängel> befördert werden; 2. schnell und unerwartet Karriere machen)[11]

·      e Lehrbùùb innschdelle (w.: einen Lehrjungen einstellen)[12]

Nicht immer zahlt sich Arbeit wirklich aus. Dies liegt zum einen an der schlechten Bezahlung vieler Jobs und an der Tatsache, dass man nur durch Geschäfte mit großen Gewinnspannen so richtig viel Geld verdienen kann:

·      fa e Gnobb ùnn e Klìggadd schaffe (i.ü.S.: für wenig Geld arbeiten) ðSo ware die Adde! Hònn die Lied fa e Gnobb ùnn e Klìggadd schaffe gelass ùnn sìnn sälwa rich wòòr!“ (So waren die Gebr. Adt! Sie haben ihren Beschäftigten wenig bezahlt und sind dadurch reich geworden!)[13]

·      Soovìel gehònneld ìsch bessa wie soovìel geschaffd!“ (w.: „Soviel gehandelt ist besser als soviel gearbeitet!“)[14]

Neben der Arbeit und dem beruflichen Engagement kann man aber auch in anderen Bereichen sehr umtriebig sein, natürlich auch in Ensheim:

·      känn Rùh im Ärsch hònn (w.: keine Ruhe im Hintern haben; i.ü.S.: 1. sich einfach keine Pause gönnen; 2. nervös sein)  ðIch wolldem Babbe jòò e Dìbbe Kaffee ìnnschängge, awwa wääschòò, däär hadd jòò känn Rùh im Ärsch; jedds wiLLa noch dabba die Hòns|triewel|cha abmache!“ (Ich wollte unserem Vater eine Tasse Kaffee eingießen, aber du weißt ja, der kann ein-fach nicht mal eine Pause machen und sich hinsetzen; er will jetzt noch schnell die Johannisbeeren ernten!)

·      imma äbbes se gnòddele hònn (w.: immer etwas zu werkeln haben; i.ü.S.: immer eine Beschäftigung haben)

·      duschuur mache; sich dùmmele; dabba mache (i.ü.S.: sich beeilen)

·      gòns im Duschuur sìnn (i.ü.S.: ganz in Eile sein)[15]

·      jemònde äbbes hääsche (w.: jdn. etw. heißen; i.ü.S.: jdn. um etw. bitten; ~ zu etw. auffordern) ðVùnn sich uss mìchd der Fùllänsa nìggs òm Kònnel; dänne mùsche schùnn hääsche!“ (Von sich aus repariert der Faulenzer die Regenrinne nicht! Den musst du schon dazu auffordern!)

·      sich ùff die Sògge mache (w.: sich auf die Socken machen; i.ü.S.: aufbrechen; die Initiative ergreifen)[16]

·      Òmbaschuur hònn (i.ü.S.: Lust, Laune haben)[17]

·      in die Räih mache (i.ü.S.: in Ordnung bringen; reparieren) ðOh, fròò mich nìdd! Ich wääß nìdd, wie lòng dass Dräi|rääd|che schùnn kabudd ìsch. Awwa mänsche, minn fulla Schdìngga gähng’s emòòl in die Räih mache?“ (Oh, frag mich nicht! Ich weiß nicht, wie lange das Dreirad schon defekt ist. Aber meinst du, mein fauler Sack würde es mal reparieren?)

·      äbbes se gùdd mache (etw. richtig machen)

·      ’S dùdd ma òòn|läie!(I.ü.S.: Dazu habe ich Lust! Dafür habe ich Motivation! Die Arbeit geht gut von der Hand.)

·      ‘s ewwaschd hùgge (Klassenbester sein und einen hervorgehobenen Sitz-platz haben) ðJòò, de Schorsch war ìmma gùdd in da Schùùl; der hääd die mänschd Zidd ‘s ewwaschd dirfe hùgge!“ (Ja, Georg war immer ein guter Schüler; der immer einen hervorgehobenen Sitzplatz hatte.)

·      e Gedùùns hònn  (w.: ein Getue haben; i.ü.S.: eine besondere Geschäftigkeit an den Tag legen)

·      e Gehääschda|ches dòohäär|mache (ein Getue, ein Gehabe zeigen; eine übertriebene Geschäftigkeit an den Tag legen) ðJeddse mach nùrre känn so e Gehääschda|ches dòohäär!“ (Jetzt bloß keine übertriebene Geschäftigkeit an den Tag legen!)

·      bäi jeeLem de Piddel mache (w.: bei jedem den Büttel machen; i.ü.S.: bei allen Leuten den Dreck beseitigen; ~ die Drecksarbeit machen)[18]

·      fa jemònde de Aff mache (w.: für jdn. den Affen machen; i.ü.S.: sich an Stelle eines anderen ins Zeug legen, was meist nicht entsprechend gewürdigt wird)

·      Gaas gänn (w.: Gas geben; i.ü.S.: sich bei einer Sache mächtig ins Zeug legen; sich anstrengen; sich beeilen)

·      medde Vechel ùffschdehn (w.: mit den Vögeln aufstehen; i.ü.S.: früh aufstehen und entsprechend früh mit der Arbeit beginnen)

·      ùff Mull ùnn Naas läie (w.: auf Mund und Nase liegen; i.ü.S.: unter schwierigsten Bedingungen eine Arbeit erledigen) ðIch hònn da dinn Pladda geflìggd, awwa ich sòòn da, ich hònn ùff Mull ùnn Naas gelää!

·      erùm|fuhrwärge; gnoddele; erùm|wùrschdele (i.ü.S.: ungenau, planlos, konzeptionslos arbeiten)

·      alle|gebodd de Schdaab|lùmbe schlänggarre misse (putzsüchtig sein) ðSo äns wie’s Grissda hònn ich mìnn Läbbdaa noch nìdd gesìehn: dass muss alle|gebodd de Schdaab|lùmbe schlänggarre, sùnsch hadd’s känn Plässìer òm Lääwe!“ (So eine putzsüchtige Frau wie Christa habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht gesehen! Ohne Putzen hat sie keine Freude am Leben!)

Wer viel arbeitet, egal ob beruflich und / privat, der ist nicht nur ausgelastet, sondern oft auch überlastet:

·      sich dood|schaffe; sich umbringe; sich va|blòddse; ~ va|kùhbäidele (i.ü.S.: sich überanstrengen; zuviel arbeiten; sich abrackern)

·      sich dùmm ùnn dirmelich schaffe (i.ü.S.: sich abrackern; ~ total verausgaben)

·      gòns bibb sìnn; ~ färdich ~; ~ kabudd ~ (ausgepowert, müde, fertig, am Ende sein)

·      fìggs ùnn fòggsi sìnn (i.ü.S.: fix und fertig sein)[19]

·      mìed wie e Hùnd sìnn (w.: hundemüde sein)[20]

·      die Mìllìch gänn hònn (w.: die Milch gegeben haben; i.ü.S.: sich total verausgabt haben; total fertig sein) ðIch hònn die Mìllìch gänn fa häid!“ (Ich habe mich total verausgabt und bin heute zu nichts mehr zu gebrauchen!)

·      gòns henna de Uchdem kùmme (i.ü.S.: ganz außer Atem sein; in Atemnot geraten)

·      ùffem Zòhnfleisch grawwele (laafe) (w.: auf dem Zahnfleisch klettern / laufen; i.ü.S.: körperlich völlig erschöpft sein)[21]

·      wie gereLLadd sìnn (w.: wie gerädert sein; i.ü.S.: körperlich völlig erschöpft sein)[22]

·      mìed kabudd ùnn lääLich sìnn (w.: müde, kaputt und <weh>leidig sein; i.ü.S.: körperlich völlig erschöpft sein und zu nicht mehr Lust haben)

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Wer schwer arbeitet und mit vielerlei Dingen beschäftigt ist, entwickelt natürlicherweise ein großes Ruhe- und Schlafbedürfnis:

·      sich de longe|wää hùgge (sich hinlegen - der Inbegriff der Ruhebedürftigkeit)

·      de longe|wää ù(ffe)m Schesslòng hugge (sich auf dem Sofa hinlegen)[23]

·      de Bedd|zìbbel hònn (w.: den Bettzipfel haben; i.ü.S.: müde sein)

·      e gùLLes Räddsje haLLe (ein schönes Schläfchen halten)

·      e Gìmm|che mache (ein Schläfchen tun)

·      wiLL|auich sìnn (w.: weitäugig sein; i.ü.S.: schläfrig sein; die Augen förmlich „mit Gewalt“ offen halten)

·      lùmma sìnn (i.ü.S.: müde, schlaff sein)

·      òn da Madradds horche (w.: an der Matratze horchen; i.ü.S.: schlafen)[24]

Wie bereits oben angekündigt, werden im Ensemma Pladd auch die faulen Mitbürgerinnen und Mitbürger ausgiebig „gewürdigt“. Es gibt viele Arten, auf der faulen Haut zu liegen oder sich um die Arbeit zu drücken:

·      fùll wie Mìschd sìnn; ~ Laab ~ (w.: faul wie Mist bzw. Laub sein; i.ü.S.: im wahrsten Sinn des Wortes stinkfaul sein)

·      e Fùllänsa sìnn; e fùlla Schdingga sìnn (ein Faulenzer sein; jd., der die Arbeit scheut)

·      e ruichi Kuchel schiewe (w.: eine ruhige Kugel schieben; i.ü.S.: sich nicht überarbeiten)[25]

·      sich de Ärsch nòh|tròòn lònn (w.: sich den Hintern nachtragen lassen; i.ü.S.: besonders faul sein) ðMänsche, ‘s Luwwies hädd ma gehulf? Owohäär! Dass Minsch lißd sich jòò aa de Ärsch nòh|tròòn!

·      sich känn Bään uss|ròbbe (w.: sich kein Bein ausreißen; i.ü.S.: sich nicht sonderlich anstrengen)[26]

·      sich full ins Hei lee'e (w.: sich faul ins Heu legen)

·      full im Neschd läie (w.: sich faul ins Nest <gemeint ist das Bett> legen)

·      full ùffem Schesslòng läie (w.: faul auf dem Sofa liegen)

·      nìggs schaffe (w.: nichts arbeiten)

·      e Laddse|roona[27] sìnn; e Niggùdd[28] ~ (ein arbeitsscheuer Nichtsnutz sein)

·      sich nìdd dood|schaffe (wenig arbeiten; sich nicht sehr anstrengen)

·      die Ärwedd òn de Naachel hängge (w.: die Arbeit an den Nagel hängen; i.ü.S.: die Arbeit aufgeben)

·      e fulli Muddich sìnn (eine faule Zeitgenossin sein) ðSo e fulli Muddich wie’s Schossfien hònn ich minn Läbbdaa noch nìdd gesìehn: Dassäll läid de gòns häälich Daa ùffem Schesslòng ùnn dùdd Häfd|cha lääse!“ (Solch eine faule Frau wie Josefine habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht gesehen: sie liegt den ganzen Tag über auf dem Sofa und liest illustrierte Magazine.)

·      fùll|múddesich dòòrum|läie (i.ü.S.: faul auf dem Sofa liegen und die Arbeit absichtlich übersehen)

·      känn gùLLa Schaffa sìnn (w.: kein guter Arbeiter sein; i.ü.S.: 1. nicht gerne arbeiten; 2. ungeschickt sein)

·      mòrjens känn Au’e grìen (w.: morgens keine Augen kriegen; i.ü.S.: morgens nur schlecht aufwachen bzw. aus dem Bett kommen)

·      ùff da full Hùdd läie (w.: auf der faulen Haut liegen; i.ü.S.: nichts tun)

·      mull|affe|fääl haLLe (w.: maulaffenfeil halten; i.ü.S.: dumm und faul herumstehen und gaffen)

·      in de Daa (e)nìnn|lääwe (w.: in den Tag hineinleben; i.ü.S.: nichts tun)

·      lòhm|ärschich sìnn (i.ü.S.: lahm, nicht der Schnellste sein)

·      e grusslicha Lòhm|ärsch sìnn (i.ü.S.: nicht der Schnellste sein)

·      schlächd vùnn kapee sìnn (i.ü.S.: nicht der Intelligenteste sein)

·      känn Geschìgg mache (i.ü.S.: keine Initiative ergreifen; passiv sein; sich nicht aufraffen)

·      e Schichd schdòbbe; blòò mache (blau machen; nicht zur Arbeit gehen)

·      noch Rùdds in de Au’e hònn (noch verschlafen, schläfrig sein) ðJedds wesch dich erschdmòòl - du haschòò noch Rùdds in de Au’e!“ (Erst mal waschen, so schläfrig wie du noch bist!)

·      känn Sals ùff de Gallcha hònn (w.: kein Salz auf den Hosenträgern haben; i.ü.S.: keine Kraft haben, um eine schwere Arbeit auszuführen). ðIch brichd änna, woma hilfd, die grooße Wiggasch|bärcha Schdään in de Gaade se schlääfe! De Nòchbar kònnich nìdd hääsche, däär hadd jòò känn Sals ùff de Gallcha!“ (Ich brauche jemanden, der mir hilft, die großen Natursteine aus Kalkstein in den Garten zu tragen. Meinen Nachbarn brauche ich nicht zu fragen; der hat ja keine Kraft für solche Arbeiten.)

·      e schdragga Bùgg sìnn (w.: ein starrer Bock sein; i.ü.S.: 1. sich zu nichts aufraffen können; passiv sein; 2. ungelenkig sein) ðDäär Kònnel kìnnd schùnn längschd geflìggd sìnn, awwa dänne dòo schdragge Bùgg kònnsche jòò nìggs hääsche!“ (Die Regenrinne könnte schon längst repariert sein, aber den Faulenzer darfst du ja um nichts bitten!)

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Erweist sich jemand bei seiner Arbeit als faul, unmotiviert, unfähig oder einfach als fehl am Platz, muss er mit entsprechenden Konsequenzen rechnen:

·      die Fläbbe grìen (i.ü.S.: die Entlassungspapiere bekommen)

·      abgeleed wärre; geschassd[29] ~; die Pabìere grìen (i.ü.S.: entlassen werden)

Weitere Redewendungen zum Thema Faulheit, Trägheit und mangelndem Antrieb:

·      sich gäär de Ärsch schoggele lònn (i.ü.S.: sich gerne fahren lassen; ungern zu Fuß gern) ðDu kännschòò’s Käddche! Dass lißd sich jòò gäär de Ärsch schoggele!“ (Du weißt ja, wie Katharina ist! Sie geht nur ungern zu Fuß und läßt sich viel lieber fahren.)

·      äbbes ùff die lòng Bòngk schiewe (w.: etw. auf die lange Bank schieben: i.ü.S.: etw. vertagen, verschieben)

·      henne|nòò|kùmme wie die ald Faase|nachd (i.ü.S.: zu spät dran sein; ~ kommen)

·      sich òn ònna|lieds Idda hängge (w.: sich an das Euter anderer Leute hängen; i.ü.S.: schmarotzen; auf anderer Leute Kosten leben) ðVùmm Pidd hònnich de Plòòn im Sagg! Däär dudd sich nùrre òn ònnalieds Idda hängge ùnn sälwa nìggs schaffe! So ìsch dass!“ (Ich weiß jetzt, was Peter für ein Mensch ist! Der lebt nur auf Kosten anderer Leute ohne selbst zu arbeiten!)

·      òn de Gemääne Idda hängge (w.: am Euter der Gemeinde hängen; i.ü.S.: 1. bei der Gemeinde beschäftigt sein; 2. auf Kosten der Sozialhilfe leben) ðDe Ludde, dass war aa so änna, däär sinn gòns Lääwe òn da Gemääne Idda gehùngk hadd!“ (Ludwig <Gintz> war auch einer von jenen, die ihr ganzes Leben von der Sozialhilfe gelebt haben.)

·      iwwa|drìssìch sìnn (w.: überdrüssig sein; i.ü.S.: keine Lust mehr haben)

·      Fùlle Päär schwiddse gäär! (sagt man, wenn jemand vor lauter Nichtstun zu schwitzen anfängt)

·      kùmm vùmm Plädds kùmme (w.: kaum vom Platz kommen; i.ü.S.: keine Fortschritte erzielen; passiv sein; unbeweglich sein) ðHeijeijei! Ìsch dass e fulli Muddich! Dassäll kimmd joò kùmm vùmm Plädds!(Meine Güte! Ist das ein faules Weib; die kommt ja gar nicht vom Fleck!)

·      sich kumm rìbbele (w.: sich kaum regen; i.ü.S.: sich wenig bewegen; faul sein; sich wenig melden)

·      FäLLarre in die Lùfd blòòse (w.: Federn in die Luft blasen; i.ü.S.: untätig sein, damit angeben und keinen Grund dazu haben) ðJòò, Fräindche, so häddsches gäär: full dòòrum|hùgge ùnn FäLLarre in die Lùfd blòòse - awwa medd mìer nìdd, härsche!?“ (Ja, Freundchen, das hättest du gerne: faul herumsitzen und noch damit angeben - aber mit mir nicht, hörst du!?)

·      nìdd uss da Hiehl eruss|gehn (träge sein; passiv sein; nichts unternehmen; nicht ausgehen; am liebsten zu Hause bleiben) ðOh, wääschòo wie die Tònde Rächien ìsch: die will äänfach nìdd die Hiehl erussgehn!“ (Ach, du weißt ja, wie die Tante Regina ist: sie ist einfach am liebsten zu Hause!)

·      e Buud hònn (w.: eine Bude haben; i.ü.S.: zu Hause ein großes Durcheinander haben) ðHasche gesìehn, wass dass Soffi fa e Buud hadd! Dòò kònnsche nimmeh schwäddse!“) (Hast du das Durcheinander gesehen, das Sophia zu Hause hat? Da fehlen dir die Worte!)

·      gängele gehn; fòchdele ~ (hausieren gehen) ðOuwawou! Dass kònnich grad gùdd liLLe: nìggs schaffe, awwa fòchdele gehn!

·      gaa känn Òmbaschuur hònn fa äbbes (überhaupt keine Lust, Laune zu etw. haben)

·      äbbes se’needschd mache (etw. äußerst ungern machen) ðOh, du wääsch doch, ‘s Laab sòmme|schärre, dass machich se’needschd!“ (Oh, du weißt doch: ich kehre nur äußerst ungern Laub zusammen!)

·      ‘s ùnnaschd ‘s ewwaschd mache (w.: das unterste als oberstes machen: i.ü.S.: das letzte zuerst machen; alles durcheinanderbringen)

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Natürlich lassen mangelnder Fleiß und fehlende Betriebsamkeit entsprechende Urteile und Bewertungen zu:

·      All sinna Lääwe lòng hadd däärdòò Nìggùdd noch nìggs Òònschdän-niches geschaffd!(Sein ganzes Leben lang hat dieser Tunichtgut noch keine anständige Arbeit gemacht.)

·      „Du bìsch so full, dasse schdingsch!" (w.: Du bist so faul, dass du stinkst!)

·      Ginse Ludde ùnn de Biene|fridds sìnn die Drohne vùnn da Gròngge|kass.“ - Ein Spruch, mit dem früher die Arbeitsmoral zweier Ensheimer Originale kritisiert wurde.

·      Lìewa e Buch vùmm Sùffe hònn als wie e Bùggel grìen vùmm vìele Schaffe!“ (w.: Lieber vom vielen Saufen einen Bauch kriegen als einen krummen Rücken von zuviel Arbeit!) - Das ist vielleicht die Lebensweisheit eines manchen Langzeitarbeitslosen, der sich auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Leben macht.[30]


Anmerkungen

[1] Diese Außenstelle des Finanzamtes existiert schon gut 25 Jahre nicht mehr. Heute werden die Steuern nicht mehr bar, sondern per Überweisung beglichen.

[2] Diese Glashütte ist inzwischen auch dichtgemacht worden.

[3] Da die früher selbständige Gemeinde Ensheim seit 1974 nicht mehr existiert und damals gegen den Willen der Bevölkerung zu einem Stadtteil von Saarbrücken gemacht wurde, ist diese Beschäftigungsmöglichkeit nicht mehr vorhanden.

[4] Es gab früher auf dem Wickersberg mehrere Steinbrüche, die inzwischen alle stillgelegt worden sind.

[5] Auch dieses Unternehmen gibt es schon lange nicht mehr. Es hatte die neuen Marktbedingungen nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik nicht verkraftet.

[6] An diesem Tag haben alle Knechte und Mägde, die eine neue Stelle suchen mussten, ihr Bündel geschnürt. In Ensheim wurde diese Tradition vor einigen Jahren vom Gesangverein und vom Kath. Frauenbund wiederbelebt.

[7] Vgl. Duden, op. cit., 51.

[8] Der Begriff kommt wohl vom Skatspielen: òòn|kaade bedeutet die erste Karte spielen.

[9] Vgl. Duden, op. cit., 340: Die Wendung rührt vom Pferd her, das sich widersetzt, dem Reiter nicht folgt, indem es sich aufbäumt. Diese Erklärung bezieht sich vor allem auf die Erstbedeutung sich widersetzen; nicht nachgeben.

[10] Vgl. Duden, op. cit., 317.

[11] Vgl. Duden, op. cit., 734 und Griesbach/Schulz, op. cit., 221.

[12] Heutzutage stellt man Auszubildende ein. Dennoch haben sich die Begriffe Lehrbùùb und Lehrmähle noch erhalten.

[13] Nicht jeder in Ensheim sieht in der Firma Adt nur einen Wohltäter, sondern es gibt auch Stimmen, wonach der damalige Reichtum der Familie vor allem durch die Unterbezahlung der Adtschen Arbeiter zustandegekommen ist. Dennoch muss man dieses Beispiel relativieren: die Ensheimer Bevölkerung genoss durch das soziale Engagement der Firma etliche Vorteile (Krankenhaus, Wasserleitung, Stromleitung etc.)

[14] Diesen Spruch meines Vaters, eines stets schlechtbezahlten Arbeiters, habe ich heute noch im Ohr, und immer wieder sehe ich dafür eine Bestätigung. Wenn man diesen Spruch sagt, spielt die Gestik eine wichtige Rolle: Um die Bedeutung des Handels zu unterstreichen, genügt es, Daumen und Zeigefinger zu spreizen, um damit das soovìel deutlich zu machen. Um den Umfang des Arbeitens zu verdeutlichen und damit die Relation zum Handeln wieder stimmt, muss man beide Arme ausbreiten.

[15] Hier hat das frz. toujours <immer> Pate gestanden.

[16] Vgl. Duden, op. cit., 666.

[17] Der Begriff leitet sich vom frz. embouchure <Mundstück; Mündung> ab. Er bezeichnet auch den Ansatz des Mundes an das Mundstück eines Blasinstrumentes. Vgl. Braun, op. cit., 150.

[18] Büttel hieß früher der Gemeindediener; auch Henkersknechte und Häscher wurden so genannt. Vgl. Ursula Herrmann: Die neue deutsche Rechtschreibung. Gütersloh 1996, S. 270

[19] Diese Wendung entstammt der jüngeren Zeit und ist eine Abwandlung des Ausdrucks fix und fertig. Dabei wird auf zwei bekannte Comicfiguren angespielt. Vgl. Duden, op. cit., 209 f.

[20] Vgl. auch Braun, op. cit., 114 und Duden, op. cit., 495.

[21] Vgl. Duden, op. cit., 824.

[22] Die Wendung ist in Anspielung auf eine mittelalterliche Folterart entstanden, wobei den Delinquenten mit einem schweren Eisenrad ihre Knochen gebrochen und sie auf dieses Rad „geflochten“ wurden. Wer so zu Tode kam, war zuvor wohl mehr als körperlich völlig erschöpft. Vgl. Duden, op. cit., 564.

[23] Der Begriff leitet sich vom frz. chaise longue <w.: langer Stuhl>ab.

[24] Vgl. Duden, op. cit., 479.

[25] Wie der Duden, op. cit., 422 vermerkt, ist die Herkunft dieser Redensart noch ungeklärt: Sie könnte sich vom Kegeln herleiten und sich auf den ruhigen Lauf einer langsamen, mit wenig Anstrengung geworfenen Kugel beziehen.

[26] Vgl. Duden, op. cit., 92.

[27] Hier stand der italienische lazzarone <Tagedieb in Neapel> Pate.

[28] Abgeleitet vom frz. nigaud <Dummkopf, Einfaltspinsel>; möglicherweise aber auch Kurzform des Wortes Tunichtgut.

[29] Abgeleitet vom frz. chasser <jagen; verjagen, vertreiben>.

[30] Vgl. auch Braun, op. cit., 19.

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