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2.9 Ensheimer Topographie


Extra-Info: Der nassau-saarbrückische Geometer Georg Valentin Knoertzer



In der Grafschaft Nassau-Saarbrücken gab es in der zweiten Hälfte des 18. und im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts mehrere Geometer mit dem Namen Knör(t)zer. Die Aufgabe eines Geometers bestand hauptsächlich darin, Land- oder Feldvermessungen durchzuführen. Günter Pitz hat es in seinem Aufsatz über die Stammfolge der Familie Knörtzer wie folgt beschrieben:
"Die Aufgabe der Geodäsie oder Vermessungskunde besteht in der Bestimmung der Erdoberfläche. Auf die Erdoberfläche sich beziehende Messungen erfordern eine Vermessungsfläche: als solche werden benutzt die Ebene, die Kugel und das Ellipsoid. Die Land- und Feldvermessung benutzt dazu die Ebene, um das aufzunehmende Gebiet zu vermessen und in einer Karte maßstabgetreu darzustellen. Außerdem werden sogenannte Flurbücher angelegt, nach denen alle Eigentümer des betreffenden Gebietes zu steuerpflichtigen Abgaben herangezogen werden.
Diese Land- oder Feldvermessungen wurden durch Geometer durchgeführt. Andere Bezeichnungen für diesen Beruf sind: Arpenteur, Peräquator, Landmesser oder Feldmesser." (S. 192)
Der erste Namensträger in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken war Georg Valentin Knörtzer. Er stammte aus einer ursprünglich katholischen Familie, die Pitz in Helmst (heute Helmstheimer Hof, Pfarrei Altheim bei Walldürn) in Nord-Württemberg lokalisieren konnte.
Georg Valentin Knörtzer wurde am 20. November 1732 in Treschklingen bei Bad Rappenau (Baden) geboren. Seine Eltern waren der 1699 in Lauda geborene Schneider Johann Peter Knörtzer und seine 1701 in Hohenstadt geborene Frau Maria Elisabetha Strüber.
Georg Valentin Knörtzer kam vor 1758 in die Grafschaft Nassau-Saarbrücken und heiratete am 19. September 1758 in Heusweiler Anna Maria Luise Wahlster aus Bietschied. Die Familie wohnte zuletzt in Burbach. Wann genau er die Stelle des Fürstlich-nassau-saarbrückischen Peräquators und Landrenovators übernommen hat, konnte noch nicht ermittelt werden, wahrscheinlich aber im Jahr 1758.
Bereits fünf Jahre zuvor, 1753, hatte der nassau-saarbrückische Fürst Wilhelm Heinrich eine Renovaturkommission einberufen, deren Aufgabe darin bestand, für alle Bänne der Grafschaft Bannbücher anzulegen und Bannkarten zu zeichnen. Wie im Standardwerk zur Saarländischen Geschichte (Kurt Hoppstädter / Hans-Walter Herrmann, Hg.: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Band 2: Von der fränkischen Landnahme bis zum Ausbruch der französischen Revolution. Saarbrücken 1977, S. 312) berichtet wird, soll diese Arbeit der Renovaturkommission über zehn Jahre in Anspruch genommen haben. Ob Georg Valentin Knörtzer dieser Kommission von Anfang an angehört hat, war nicht zu ermitteln. Ob er als damals 21-jähriger schon dazugehört hat, darf aber zumindest bezweifelt werden.
In der Zeit nach 1758 hat er jedenfalls in zahlreichen Orten der Grafschaft Nassau-Saarbrücken den Bann vermessen, kunstvolle Bannkarten gezeichnet und dazugehörige Flurbücher angelegt; nachstehend eine kleine Übersicht (die auf Pitz zurückgeht):
Die noch im Original erhaltene Bannkarte von Ensheim wurde höchstwahrscheinlich in den Jahren 1764/65 erstellt. Die Karte ist leider undatiert, aber entsprechende Hinweise bei Michael Tritz, Die Geschichte der Abtei Wadgassen. Saarbrücken 1901 erlauben diese Datierung. Die dazugehörigen Flurbücher habe ich leider (noch) nicht auffinden können.
Im Jahr 1801 ist Georg Valentin Knoertzer gestorben.

Seine Söhne Georg Wilhelm und Johann Conrad sowie sein Enkel Johann Jacob Wilhelm haben ebenfalls als Geometer in nassau-saarbrückischen Diensten gearbeitet.

Quelle:
Günter PITZ: Stammfolge der Familie Knörzer, in: Saarländische Familienkunde, Band 5, Jg. XVIII (1985), Heft 71, S. 192 - 199

 

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Last update: 08.05.2004