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Extra-Info: Die Auswanderung nach Südosteuropa im 18. Jahrhundert


Der 3. Schwabenzug

Im Jahre 1782 erweiterte Maria Theresias Sohn und Nachfolger, Kaiser Joseph II, die Erschließung der östlichen Landesteile, als er ein Ansiedlungspatent auch für Galizien und Bessarabien veröffentlichen ließ. Österreich hatte Galizien bereits zehn Jahre zuvor als Beute im Rahmen der 1. Polnischen Teilung erhalten und zum damals neugebildeten Königreich Galizien und Lodomerien geschlagen. Nach Galizien wanderten vor allem deutsche Kolonisten ein, insbesondere protestantische Pfälzer, denen mittlerweile Religionsfreiheit garantiert worden war. Die österreichischen Anwerbe-Maßnahmen für Galizien waren offenbar so erfolgreich, daß man die vielen Bewerben gar nicht mehr alle unterbringen konnte und sogar zeitweise die Grenze sperren mußte! Hacker, 96 gibt die Zahl der für eine Reise von der Pfalz nach Galizien zu veranschlagenden Stunden mit 500 an.

Seit 1786 erhob Österreich auch Anspruch auf die Bukowina, die bis 1849 dem österreichischen Herrschaftsbereich einverleibt wurde. Um diesen Anspruch zu untermauern, wurde auch in der Bukowina aktive Bevölkerungspolitik betrieben: seit 1787 wurde die Zuwanderung in diesen Landesteil forciert. Nach der 3. Polnischen Teilung von 1795, die Polen als Staat endgültig von der damaligen politischen Landkarte tilgte, wurde Galizien noch um weitere Gebiete vergrößert (durch Neu-Galizien, den Norden Kleinpolens mit Krakau und das Gebiet zwischen den beiden Flüssen Weichsel und Bug). Der Höhepunkt der Galizien-Einwanderung war zwischen den Jahren 1782 und 1787.

Ab dem Jahr 1790 kommt es immer wieder zu Wanderungsbewegungen aus der Saargegend und der Pfalz in die östlichen Landesteile Österreichs, meist durch Siedler, die von früher ausgewanderten Familienangehörigen und / oder Verwandten zu diesem Schritt ermuntert worden waren. Diese Auswanderungen sind ähnlich wie die Auswanderungen nach Nordamerika, Brasilien und Algerien meist stark abhängig von der sozioökonomischen Entwicklung im Heimatland. Starke Wanderungsbewegungen sind dokumentiert für die Periode der Napoleonischen Kriege und das Jahrzehnt danach, insbesondere für die Jahre 1802 bis 1805, 1816 bis 1818 und 1824 bis 1826. In der Zeit der Napoleonischen Kriege gerät im übrigen die Nordamerika-Auswanderung ins Stocken, weil die von Napoleon erzwungene Kontinentalsperre Überfahrten von Europa nach Übersee verhindert.


Ein Blick auf die deutschen Sprachinseln (in roter Farbe) vor 1945 zeigt die Hauptgebiete der deutschen Auswanderung nach Südosteuropa:


Quellen:


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