seit Februar 1997 online ...

Home / Die Ensheimer Geschichte im Überblick / Das politisch-kulturelle Leben in Ensheim im Überblick / Das Brauchtum in Ensheim


3. Faase|nachd

Geschichte

Die allgemeine Kulturgeschichte der Fastnacht ist inzwischen recht gut erforscht und die Ergebnisse werden sogar erfreulicherweise teils sogar im Internet veröffentlicht.

So haben zum Beispiel Christine S. und Markus N. auf einer Internetseite folgendes dazu geschrieben:

"«Fastnacht»: Nacht/Abend vor Beginn der Fastenzeit. Seit dem 13. Jahrhundert wurden auch die Tage davor «Fastnacht» genannt.

Früher wurde zu dieser Zeit ein heidnisches Fruchtbarkeitsfest gefeiert. Aus diesen Fruchtbarkeitsriten kommt im alemannischen Sprachraum (Teile der Schweiz und Teile von Österreich) die Freude am Maskieren, das Verstecken der eigenen Person und Identität hinter Masken aus Holz.

Die Masken sind oft grotesk und machen einem Angst. Sie sind Ausdruck des Menschen vor dem kalten Winter und seine Sehnsucht nach dem warmen fröhlichen Frühling.

Die Träger der hölzernen Masken werden Narren genannt. Das Wort "Narr" bedeutet an sich «einfältiger Mensch». Doch auch die Spaßmacher am Hofe des Kaisers wurden Narren genannt. Vielleicht kommt es aus spätlateinisch nario = «Nasenrümpfer, Spötter». Wirklich haben die Masken oft einen spöttischen Ausdruck. Ein Narr in der Fastnacht ist also sicherlich kein einfältiger Mensch, sondern jemand, der andere verspottet.

Typische Fastnachtsgestalten sind die Hexen, eine Personifizierung alles Bösen. Ein alter Brauch ist die Verbrennung einer Hexe aus Stroh: es ist ein Zeichen der Wende vom Winter zum Frühjahr.

Zwischen 1450 und 1582 wurde die Fastnacht auf drei Tage vor Aschermittwoch beschränkt. Im 19. Jahrhundert gab es Tanz- und Maskenfeste vom Dreikönigstag bis Aschermittwoch. Für "Fastnacht" gibt es regional unterschiedliche Wortformen, die aber im Prinzip dasselbe bezeichnen, nämlich die Tage vor der Fastenzeit, in denen der Hunger nach leiblichen Genüssen gestillt werden konnte, bevor die lange Zeit der Askese kam: Fas(s)nacht, Fasenacht, Fasinacht, Fasnet, Fosnat, Faschang und Fasching. Die Bezeichnung Karneval für das tolle Treiben in den Tagen vor der Fastenzeit findet man besonders im Rheinland und im norddeutschen Raum."

Über die spezielle Geschichte der Ensemma Faasenachd lassen sich leider mangels Quellen keine genauen Angaben machen, aber man kann davon ausgehen, dass diese Tradition in Ensheim wie auch in anderen katholischen Gegenden seit mehreren Jahrhunderten besteht.

Ich vermute, dass die in Ensheim typische Art des Straßenfaschings durch die Einwanderer aus dem alemannischen Raum "eingeschleppt" worden ist, ähnlich wie die heute noch in Ensheim gesprochene Mundart mit alemannischen Komponenten.

Erste schriftliche Hinweise verdanken wir dem Ensheimer Lehrer und Heimatforscher Jakob Grentz, der im Jahre 1894 zu Papier gebracht hat, wie es in Ensheim vor 60 Jahren ausgesehen hat. Über die Fastnacht in Ensheim um 1830 schreibt er:

» Nun naht die Fastenzeit, auf deren Vorläuferin, die Fastnacht, sich viele freuen. Dieselbe wird der Kirchweih fast gleich gehalten. Gäste werden aber dazu nicht eingeladen, denn Fastnacht ist überall; auch wird kein Kuchen gebacken, wohl aber 'Fastnachtsküchelchen'.

Im übrigen herrscht aber an diesem Tage gleiches Leben, wie an der Kirmes, auch durchziehen maskierte Burschen, die 'Fasenbozen', das Dorf und erschrecken die nachziehenden Kinder.

Am Fastnachtsdienstag werden die meisten feierlichen Hochzeiten gehalten. Der Dienstag und der Donnerstag sind die eigentlichen Hochzeitstage, an denen das Volk festhält...«

Auch damals schon hieß es: An Aschermittwoch ist alles vorbei! Grentz schreibt dazu:

»Der Aschermittwoch gestaltet sich deshalb auch besonders für viele aus der jüngeren Männerwelt häufig zu einem wirklichen Bußtag; denn die vom Genusse geistiger Getränke eingenommenen Köpfe, die übernächtigten, schläfrigen Gesichter und die geröteten Augen, sowie das Betrachten der geleerten Geldbeutel erweckten in den fieberhaft schlagenden Herzen eine ernstliche, aber sehr natürliche Reue, die den Tag sehr trübe erscheinen ließ. Und zerknirscht von dieser traten sie dann oft noch duftend von allerlei Genüssen vor die Kommunionbank und ließen das Haupt mit Asche bestreuen...«


Top | Faschings-Auswahlseite | Brauchtumsseite | Inhaltsverzeichnis | Mindmap | Nächstes Kapitel


Last update: 16.02.2006                © Paul Glass 1997 - 2006 ff