Obwohl Ludwig XIV. im Frieden von Rijswijk (1697) einen Dämpfer hinnehmen mußte, gab er seine expansionistische Außenpolitik nicht auf. Als der spanische König Karl II. - der letzte spanische Habsburger - ohne Erben starb, war die Nachfolgefrage offen. Bereits seit 1665 warteten die europäischen Mächte auf den Tod des aufgrund von Inzucht nicht ganz zurechnungsfähigen spanischen Monarchen. Neben dem deutschen Kaiser erhob auch Ludwig XIV. Anspruch auf den spanischen Thron. Um diesen Anspruch zu untermauern, ließ der französische König im Zusammenspiel mit dem spanischen Staatsrat und dem Vatikan seinen Enkel Philipp von Anjou als Erben im Testament Karls II. einsetzen.
Die europäischen Mächte waren aber mit dieser Lösung natürlich nicht zufrieden und schmiedeten erneut eine Große Koalition gegen Frankreich, an der sich neben dem deutschen Kaiser Großbritannien, Holland, Österreich, Preußen, Hannover, Portugal und Savoyen beteiligten. Auf der Seite der Franzosen stand dagegen das Haus Wittelsbach, also Bayern.
Die sich nun entwickelnde militärische Auseinandersetzung gilt Historikern als der erste Weltkrieg der Neuzeit, weil er nicht nur auf verschiedenen Kriegsschauplätzen in Europa (Spanien, Italien, Süddeutschland, Niederlande, Nordsee), sondern auch auf den Weltmeeren und in Nordamerika geführt wurde. Nach glänzenden Siegen der alliierten Heere zwischen 1704 und 1709 war Frankreich so erschöpft, daß es reif war für den Frieden. Allerdings scheiterten die Friedensangebote des französischen Königs (Er bot an, auf Spanien zu verzichten und das Elsaß wieder zu räumen!) an zu hochgesteckten Forderungen der Siegermächte.
Außerdem kam Ludwig XIV. das Glück bzw. der Zufall zu Hilfe: Nach dem Tod des Kaisers Franz Joseph I. bestand nun plötzlich die Gefahr einer Verbindung zwischen Spanien und Österreich, was eine neue habsburgische Weltmacht bedeutet hätte. Dies konnte aber nicht im Interesse der Alliierten liegen. Deshalb kam es dann doch zu Verhandlungen, und in gleich zwei Friedensverträgen wurde das europäische Mächtegleichgewicht wiederhergestellt.:
Im Frieden von Utrecht (1713) wurde Spanien geteilt:
Außerdem erhielten:
Erst nach einem militärischen Nachspiel waren auch der deutsche Kaiser und das deutsche Reich bereit, diese Friedenslösung im Frieden von Rastatt und Baden (1714) anzuerkennen.
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