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Home / Die Ensheimer Geschichte im Überblick / Ausschnitte aus dem politisch-kulturellen und sozialen Leben in Ensheim
In einem wadgassischen Salbuch wurde am 4. Oktober 1609 vermerkt, dass »das gemeine Schulhaus versorget Ensheim allein, ohne dass Wadgassen ein Beytrag tut« - ein wichtiger Hinweis, dass die Gemeinde ihr Schulwesen schon früh alleine finanzierte. Damals bestand noch keine Schulpflicht, und Schule war eine reine Veranstaltung für Ensheimer Buben, nicht aber für Mädchen. Wie wenig bzw. wie schlecht die Ensheimer damals des Schreibens mächtig waren, zeigt ein Blick in die erhalten gebliebenen katholischen Kirchenbücher, die im Jahr 1712 einsetzen. Die früheren Kirchenbücher sind leider verloren gegangen. Wie die Ensheimer Ortschronik berichtet, lag das Ensheimer Schulwesen zwischen 1600 und 1730 "völlig danieder". Die Gründe dafür sind sowohl in dem religionsgeschichtlichen Konflikt im Rahmen der Einführung der Reformation als auch in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) und der ab 1681 durchgeführten Rekatholisierung auf Druck des französischen Königs zu suchen. Sofern Unterricht überhaupt stattfand, passierte dies vor allem während der Wintermonate, weil die Dorfbuben von Frühjahr bis Herbst in der Landwirtschaft eingespannt waren, die seinerzeit noch ungeheuer arbeitsintensiv war.
Wie in der Ortschronik berichtet wird, gab es zwischen 1600 und 1703 praktisch keinen Schulunterricht, wohl auch, weil keine Lehrer zur Verfügung standen.
Johann Nikolaus Klein [= Wü 1490], * 1653 in Ensheim, vermutlich Sohn von Johann Klein [= Wü 1485] und Anna Katharina. Johann Nikolaus wird 1703 als Lehrer in Ensheim genannt, aber es gilt als sicher, dass er zwischen 1700 und 1712 (auch ?) Lehrer in St. Johann war. Mit seiner Frau Anna Margaretha NN hatte er mindestens zwei Mädchen, die durch ihre Heirat mit Zuwanderern jeweils eine große Sippe begründeten: die Familien Götsch und Jung. Johann Nikolaus starb schließlich am 23.04.1725 in Ensheim.
Gottfried Simon wird in der Ortschronik für das Jahr 1713 als Lehrer in Ensheim genannt, hat sonst aber keine Spuren hinterlassen. Er hatte am 26.05.1706 in Saargemünd geheiratet. Albert Antoni (auch: Anton) [= Wü 175]. Mit seiner Frau Anna Katharina NN. hatte er zwischen 1717 und 1723 vier Kinder, über deren Schicksal nichts weiter bekannt ist. Antoni wird als Lehrer für die Jahre 1717 bis 1723 genannt und scheint danach weggezogen zu sein.
Jacob Latz, aus Ommersheim; vor 1736 Lehrer in Ensheim
Christoph Severin [= Wü 2193], * Lening-Altroff, Sohn von Raphael Severin und NN aus Imbst in Tirol. Er heiratete am 11.01.1718 in Großblittersdorf Elisabeth Katharina Hecktor, Tochter von Everhard Hecktor und Ursula Mohr aus Kleinblittersdorf. Mit seiner Frau hatte er 9 Kinder, von denen die ersten 7 in Auersmacher geboren wurden. In Ensheim kamen 1736 und 1739 die letzten beiden zur Welt. Als Lehrer ist Severin in Ensheim laut Ortschronik für die Jahre 1736 bis 1744 bezeugt. Das letztere Datum ist aber unsicher, denn spätestens ab 1742 war Severin als Lehrer in Gersheim tätig.
Johann Kaspar Klein [= Wü 1506] hatte nichts mit dem o. g. Johann Nikolaus zu tun, sondern wurde am 13.03.1716 in Bliesransbach geboren. Seine Eltern waren Franz Klei und Anna Margaretha Schmitt aus Bliesransbach. Er heiratete zu einem noch nicht recherchierten Zeitpunkt Margaretha Nagel (oder Neglein) und das Ehepaar hatte zumindest in Ensheim einen Sohn Jakob, der 1764 seinen Vater als Lehrer in Ensheim beerbte. Johann Kaspar Klein wurde 1745 als Lehrer angestellt und wurde von der Gemeinde Ensheim mit einem Jahresgehalt von 30 Gulden entlohnt. Die Eltern mussten für jedes von ihm unterrichtete Kind 40 Kreuzer an ihn zahlen.
Johann Jakob Klein [= Wü 1507], * um 1740. Er heiratete am 29.01.1765 in Ensheim Maria Katharina Jung, * 27.08.1739 in Ensheim, Tochter des aus dem lothringischen Zetting zugewanderten Bauern und Wirtes Christoph Jung und seiner Frau Margaretha Klein aus Ensheim. Die Eheleute bekamen in Ensheim zwischen 1765 und 1782 sechs Kinder, die fast alle in die damals tonangebenden Familien einheirateten. Klein wird laut Ortschronik als Lehrer in Ensheim für den Zeitraum 1764 bis 1789 geführt. Er starb in Ensheim am 25.04.1790, während seine Witwe die französischen Revolutionsjahre fast vollständig überstand; sie starb erst am 27. Januar 1813. Möglicherweise führte dann der radikale Umbruch im Gefolge der Französischen Revolution dazu, dass ein paar Jahre lang das Amt des Schulmeister unbesetzt blieb. Immerhin war es sein einziger Sohn Peter Johann, der ihm Jahre später im Lehreramt nachfolgte.
Wie die Ortschronik berichtet, wurde im 18. Jahrhundert der Lehrer von der Pfarrverwaltung berufen - jeweils für ein Jahr. Im Vertrag wurden die genaue Unterrichtszeit und die Entlohnung aufgeführt. Das Schulgeld wurde pro Kopf berechnet (je 1/2 Gulden); dazu kamen noch weitere Einkünfte, meist in Form von Naturalien. Der Schulmeister hatte auch Hilfsdienste in der Kirche zu übernehmen (z. B. Gesang bei einer Hochzeit, Gesang beim Hochamt, Gebet bei der Beerdigung u. ä.) , die extra bezahlt werden mußten. "Zahltag" für das Schulgeld war Ostern und für die Naturalien Martini.
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Last update: 04.04.2016 © Paul Glass 1997 - 2016