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Home / Die Ensheimer Geschichte im Überblick / Ausschnitte aus dem politisch-kulturellen und sozialen Leben in Ensheim


2.6.4 Das Ensheimer Schulwesen

2. Die Ensheimer Lehrer in der Zeit der Französischen Revolution (ca. 1794-1815)

Einen deutlichen Einschnitt erfuhr das Schulwesen der Region durch die Folgen der französischen Revolution mit der Angliederung des linksrheinischen Gebiets an Frankreich. Die Schulen im Saar-Département sollten nach französischem Muster gestaltet werden. Ein Beschluss der Zentralverwaltung vom »5. Frimaire 7ten Jahres [5. Dezember 1799] der einen, und untheilbaren Frankenrepublik« enthielt Bestimmungen, die auf wenig Gegenliebe bei Bevölkerung, Lehrern und Kirche stießen. Im Lehrplan heisst es: »In der ersten Klasse [Unterstufe] soll Unterricht ertheilt werden im Lesen, Schreiben, der französischen so wohl als deutschen Sprache; in den gemeinen Regeln der Rechenkunst so wie in den Anfangsgründen einer bürgerlichen und republikanischen Moral. In der zweiten Klasse wird man die Regeln der französischen, die ersten Anfangsgründe der lateinischen Sprache und Geographie; ferner die Geschichte der Völker und der Natur entwickeln.« Die Fächer Religion und Singen fehlten. An die Volksschullehrer wurden neue Anforderungen gestellt, die jeder Lehrer oder Lehramtsbewerber vor einer staatlichen Unterrichts-Jury nachzuweisen hatte: Sie »müssen imstande seyn die französische und deutsche Sprache lesen und schreiben, die Dezimal-Rechnung, die Rechte und Pflichten des Menschen und Grundsätze der republikanischen Moral zu lehren.« Es gab kaum einen Lehrer, der nach diesen Vorgaben hätte im Amt bleiben dürfen. Für die Kirche war nicht hinnehmbar, dass das bisherige Hauptfach Religion ganz vom Stundenplan gestrichen worden war, und die konservative Landbevölkerung stand den Neuerungen ablehnend gegenüber. Dies alles trug dazu bei, dass die Bilanz der Schulentwicklung in der französischen Zeit bis 1814 für die Elementarschulen negativ ausfiel. (Quelle: http://schulmuseum-ottweiler.net/magazin/pfaelzische-schule-in-bayerischer-zeit [Aufruf am 15.03.2016])

Georg Mohr [= Wü 1840], * St. Johann, Sohn von Mathias Mohr und Margaretha Bauer aus St. Johann. Er heiratete am 29.07.1788 in St. Johann Katharina Kihm, Tochtern von Jakob Kihm und Veronika Klein, aus Blieskastel. Das Paar bekam zwischen 1791 und 1797 in Ensheim 4 Kinder, über deren weiteres Schicksal aber nichts bekannt ist. Man kann davon ausgehen, dass Mohr genau in dieser Zeitspanne Lehrer in Ensheim war.

Peter Johann Klein [= Wü 1516], * 21.08.1771 in Ensheim, Sohn der vorgenannten Eheleute Johann Jakob Klein und Maria Katharina Jung aus Ensheim; seit 21.11.1797 war er mit Barbara Adt verheiratet, Tochter von Mathias Adt und seiner Frau Katharina Gollinger von der Gassenmühle. Ihr Großvater Mathias Adt hatte als Erbpächter der Gassenmühle die Tabaksdosenproduktion in Ensheim begonnen. Das Paar bekam zwischen 1798 und 1813 in Ensheim sieben Kinder und ein weiteres im lothringischen Rimlingen, von denen mindestens fünf in z. T. alte Ensheimer Familien einheirateten. So heiratete sein Sohn Peter 1827 die Tochter seines wahrscheinlichen Kollegen und Nachfolgers Johann Georg Theodor Dörr. Laut Ortschronik war Klein zwischen 1798 und 1812 Lehrer in Ensheim. Danach dürften wiederum die Wirren der Befreiungskriege gegen Napoleon dazu beigetragen haben, dass es in Ensheim ein paar Jahre keinen Schulunterricht mehr gab.

Das Gemeindeschulhaus befand sich in jener Zeit auf »Gollingersch Hiwwel« in der Nähe der katholischen Kirche. Alle Schüler wurden in einer einzigen Klasse unterrichtet. Die starke Zunahme der Geburtenrate aufgrund der verstärkten Zuwanderung nach Ensheim wegen der hier stark expandierenden Dosenfabrikation erforderte schon bald den Ausbau der Dorfschule, zumal bis 1832/33 auch noch die Eschringer Dorfbuben hier beschult wurden. 1824 wurde die Schule in eine größere und in eine kleinere aufgeteilt. Aber es war absehbar, dass eine Neubau die einzige Lösung war. In den frühen 1840er Jahren entstand auf dem »Gollingersch Hiwwel« auf dem Platz des Gollingerschen Hauses ein Neubau mit vier Unterrichtssälen. Für das Jahr 1841 werden uns 46 Knaben und 36 Mädchen für die obere Schule genannt und 70 Knaben bzw. 75 Mädchen für die untere (ð Abb. 3).

Johann Georg Theodor Dörr [= Wü 669], * 1755 St. Ingbert, Sohn des Lehrers Theodor Dörr und Maria Katharina Sesler aus St. Ingbert. Dörr heiratete am 19. Juni 1798 also schon in der »Franzosenzeit« Maria Johannetta Adt, eine Tochter des Dosenmachers und Bürgermeisters Peter Adt und Anna Barbara Wirtz aus Ensheim. Dem Paar wurden zunächst zwischen 1800 und 1809 fünf Kinder in St. Ingbert geboren, zwischen 1810 und 1822 weitere fünf in Ensheim. Vermutlich wirkte Dörr ab etwa 1809/10 in Ensheim als Lehrer, möglicherweise aber mit Unterbrechungen wegen der Wirren im Rahmen der Befreiungskriege 1813/15. Am 03.03.1831 starb Dörr mit 76 Jahren in Ensheim, was für die damalige Zeit einem hohen Lebensalter entsprach. Sein Sohn Johann wurde später ebenfalls Lehrer in Ensheim. Ein weiterer Sohn, Nikolaus, * 05.06.1812 Ensheim, war später für kurze Zeit Lehrer in Eschringen, starb aber bereits am 25.02.1835.

Georg (oder Johann?) Wagner [= Wü 2677], * Wittersheim, Sohn von Nikolaus Wagner und Anna Maria Bender aus Wittersheim. Er heiratete am 07.09.1790 in Ommersheim Johanna Hoffmann, * 30.08.1767 Ommersheim, Tochter von Michel Hoffmann und Katharina Kihm aus Heckendalheim. Aus der Verbindung wurde in Ensheim 1804 eine Tochter geboren. "Bekanntlich war der Schuldienst bis ins 19. Jahrhundert hinein noch aufs engste mit dem Kirchendienst verbunden. Ja der Kirchendienst als das ältere Amt war sozusagen [ergänzen: Krämer II, S. 129!]"

Franz Josef Dörr [= Wü 671], * 1779 St. Ingbert, Sohn von Georg Dörr, Arbeiter und Margaretha Kremer aus St. Ingbert; I oo am 10.10.1806 in Ensheim mit Margaretha Abel, Tochter von Heinrich Abel und Susanna Adt aus Ensheim; II oo am ? mit Maria Gertrud Henne aus Schönecken. Dörr war zuerst Lehrer in St. Ingbert, danach in Ensheim, wohl ab 1806. Johann Wollenschneider [= Wü 2947], * 01.04.1784 Ensheim, Sohn von Kaspar Wollenschneider, Arbeiter und Anna Maria Zapp aus Ensheim; oo ? in ? mit Elisabeth Mosler aus ?; ein Kind 1810 in Ensheim geboren.


1. Die Ensheimer Lehrer in der wadgassischen Zeit (1600-1794)

3. Die Ensheimer Lehrer in der königlich-bayerischen Zeit (1816-1919)

4. Die Ensheimer Lehrer in der "Völkerbundszeit" (1919-1935)

5. Die Ensheimer Lehrer in der "Nazizeit" (1935-1945)

6. Die Ensheimer Lehrer in der Zeit der französischen Besetzung und der Saarautonomie (1945-1955)


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Last update: 04.04.2016                        © Paul Glass 1997 - 2016