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4.3 Kostproben der Ensheimer Mundart


4.3.1 "Kluddskobb, kùmm ich wìll da!" - Eine Auswahl von Schimpfwörtern aus Ensheim

 

Äänsa / Äänsasch


Bezeichnung für weinerliche, weiche oder verweichlichte Menschen, oft in der Verbindung mit dem Begriff "Pinnsa".

"Härr ändlich ùff se brìlle, du Pinnsa ùnn Äänsa!" ("Hör endlich auf zu weinen, du Weichling!")

Ämedds


Eigentlich nennt man so eine Ameise. Im übertragenen Sinn auch Bezeichnung für einen ziemlich empfindlichen Menschen; meistens bei Kindern gebraucht, die etwas wehleidig sind.

Aff


Anspielung auf das niedliche Tierchen, von dem wir Menschen nachgewiesenermaßen abstammen; häufig in Verbindung mit "dumm" oder "bleed" gebraucht (was sicherlich der menschlichen Arroganz entspricht). Soll jemanden bezeichnen, der affig, also eingebildet ist.

"So e bleeda Aff!"

Beschungs|hinggel


Spottname für ein häßliches weibliches Wesen. Die Bedeutung ist unklar, bezieht sich aber offenbar auf die Eigenschaften eines Huhns, das an einer Böschung scharrt...

Bisszòng


Damit wird nicht nur die Beißzange, sondern auch eine zänkische, streitbare Frau bezeichnet.

Blòòs|arsch


Dieses Schimpfwort hat entgegen der Aussprache nichts mit blasen zu tun, sondern geht auf einen entblößten Arsch zurück, mit dem man im Mittelalter anderen seine besondere Wertschätzung übermittelte.

Brìlle|schlòng


Spottname für eine Frau mit Brille, der die Brille aber nicht steht und die ansonsten für nicht sehr attraktiv gehalten wird.

Brùnns|haawe


Spottname für Leute, die überaus oft zur Toilette müssen, also eine "Sextanerblase" haben.

Bùdds|däiwel / Bùdds|lissje

Scherzhafte Titel für durchaus putzsüchtige Hausfrauen, die dem Hausstaub nicht die geringste Chance zur Entfaltung geben.

"Bäi dämm Bùdds|lissje därf sich känn Pussemm ùffs Schesslong hugge!" ("Bei diesem Putzteufel darf sich kein Staubkorn auf dem Sofa niederlassen!"

Dach|kaaLa


Scherzbezeichnung für einen Klettermaxe, für einen meist männlichen Zeitgenossen, der anderen Leuten auf dem Dach herumläuft, beispielsweise, um zu einer Angebetenen zu gelangen.

Daggel


Mal wieder eine der vielen Entlehnungen aus der Tierwelt: Dackel. Gemeint ist ein Art dummer Hund.

Doll|bòhra


Spottbezeichnung für einen ungeschickten, etwas dümmlichen und handwerklich ungeschickten Mann.

Dòòle|wudds


Schimpfwort für eine Person, die man für besonders schmutzig hält. Das drückt sich aus durch die Kombination von Gully und Schwein.

Dorf|bääsemm


Abfälliges Schimpfwort für eine Dörflerin, die "laufend" in der ganzen Gemeinde unterwegs ist, um die letzten Neuigkeiten nicht nur zu erfahren, sondern auch gleich weiterzuverbreiten.

"'S Kaddche, die ald Räddsch, isch e richdicha Dorf'bääsemm, dass schinnd dehämm nìggs se schaffe se hònn!" ("Die Katharina, die alte Tratschtante, fegt nur so durchs Dorf; anscheinend hat sie zuhause nichts zu tun!")

Dorf|schäll


Ein wenig schmeichelhaftes Schimpfwort für eine Frau, die - wie früher der Gemeindediener - die letzten Neuigkeiten "uss'schälle dudd", sie also überall im Dorf verbreitet.

Drägg|schbadds


Schimpfwort für einen Schmutzfink, der sich oder seine Kleidung besudelt hat.

"Jetze lùhda mòòl dänne Drägg'schbadds òòn; jetze wara doch medde noue Schìggelcha dòò driwwe im Baddsch!"

Dusselich Kùh


Mit diesem Schimpfwort will jemand zum Ausdruck bringen, daß der oder die so Beschimpfte "kuhdumm" also, sehr dämlich sein soll.

Feech'fia


Wörtlich bedeutet das "Fegefeuer". Aber als Schimpfwort meint man damit eine böse Frau, eine Art Hausdrachen.

"Der arm Onndrees! Hadd so e Feech'fia fa Frau! Wie kònna dass nurre uss'halle?" ("Der arme Andreas! Wie kann er es bloß aushalten, mit solch einem bösen Weib verheiratet zu sein?")

Fladdsch|nìggel


Ein so beschimpfter Zeitgenosse versteht es unnachahmlich, keinen Fettnapf auszulassen und sich stark plattfüßig fortzubewegen.

"Jetze lùh da mòòl dänne Fladdsch|nìggel òòn: hadd däärsäll mìer misse iwwa die Mies'eercha dabbe! Aach, ich kìnndem hälfe!"

Flubb|hinggel


Das ist ein Spottname für eine Raucherin. Im Zuge der Gleichberechtigung gelegentlich auch für rauchende Männer benutzt.

"'S Ingrid ìsch e aldes Flubb'hinggel. Dassäll kònn sinne Knoodsche äänfach nidd vunn de Kibbe lònn! 's ìsch vamässe!"

Fraddse|macha


Jemand, der bei allen Gelegenheiten (ob passend oder nicht) Grimassen schneidet bzw. das Gesicht in alle Richtungen verzieht. Der Begriff wird auch benutzt, um damit einen Angeber und Aufschneider zu kennzeichnen.

"So e alda Fraddse'macha! Männd wahrscheins, er kinnd memm digge Märdseedes ùnn memm BOSS-Hämmedche e gùlles Minsch uff'risse!"

Fullännsa


Jemand, der ausgesprochen faul ist und lieber die anderen arbeiten läßt.

Gäwwel|brunnsa


Man muß nicht unbedingt "ònn de Gäwwel gebrùnnsd", also an den Giebel eines Hauses uriniert zu haben, um so beschimpft zu werden. Der Begriff ist nämlich gedacht für Feiglinge und Angsthasen.

Haawe|braddla


Abfällige Bezeichnung für einen Zeitgenossen, der, seine Notdurft, nicht wie "normale" Menschen, auf der Toilette, sondern auf einem "Haawe", einem großen Topf, verrichtet. Bisweilen auch als Begriff für einen Feigling und Angsthasen gebraucht.

Halwa|naggiches


Ausdruck zur Beschimpfung eines Mädchens, das sich leicht bekleidet in der Öffentlichkeit zeigt und damit gegen die dörfliche (Doppel-)Moral verstößt.

Horn|bouse


Die gesteigerte Form von "Bouse" und Schimpfwort für einen, der für sehr dumm gehalten wird. Vielleicht eine Anspielung auf einen Kopf mit Hörnern, wie ihn der Ochse trägt (der ja auch für außerordentlich dumm gehalten wird). Eine ebenfalls gebrauchte Version: Hirn'bouse.

Hodd|wollee


Ein Begriff, der aus dem Französischen (haute volée = hochgestellt) in unsere Mundart gekommen ist und der etwas abschätzig auf die Mitmenschen angewandt wird, die entweder höhergestellt sind oder sich dafür halten.

"Lùhda mòòl 's Mahlche òòn! Dass iebd fa die Hodd'wollee!" ("Sieh dir mal Amalie an! Sie möchte auch bald in die feineren Kreise gelangen!")

Joole'gäddsch


Scherzbezeichnung für einen herumgrölenden Mitmenschen, einen Schreihals. "Oh, Greschòòn, wännde doch nùrre nìdd so joole gähnsch!"

Kameel


Ein Griff ins schier unerschöpfliche Tierreich: ein so Beschimpfter soll so sein, wie sich der (arrogante) Mensch dieses Wüstentier vorstellt: beschränkt, dumm, einfältig.

Kiddches|bruuLa


Abschätzige Bezeichnung für einen Gefängnisinsassen bzw. für einen Mann, der schon einmal im Gefängnis war und dem man (schon rein sprachlich) keine Chance zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft gibt. "Däärsäll ìsch ùnn blibbd e Kiddches|bruuLa! Der helld nidd vìel vumm Schaffe!" ("Der ist und bleibt ein Gauner! Er hält nämlich nicht viel vom Arbeiten!")

Kloon / Kloone|bobbes


Mundartliche Versionen für einen Clown. Auch scherzhafte Bezeichnungen für Spaßmacher und witzige, gespaßige Leute, die durchaus nicht unangenehm auffallen.

"Nää, wass war Buuwels Ondoon  fa e Kloone|bobbes! Därr hadd jòò de gònse Saal zùmm Grische gebrung!"

Kloowe


Schimpfwort für einen groben, ungehobelten Kerl.

Knoche|rabbla


Spottbezeichnung für einen unterernährten Mitmenschen, der so mager ist, daß seine Knochen "rappeln".

"Der Knoche|rabbla kìnnd aa noch e paar Bùdda'schmeere vadròòn!" ("Dieser Magersüchtige könnte noch gut ein paar Butterbrote mehr vertragen!")

Knoddela / Knoddel|pitt


Das sind abschätzige Begriffe für eine Art Heimwerker, denen allerdings schlampiges, ungenaues, umständliches Arbeiten vorgeworfen wird.

"Vunn dämm alde Knoddela gähng ich ma minn Parabbelee nidd flìgge lònn!" ("Von diesem Dilettanten würde ich mir meinen Regenschirm nicht reparieren lassen!")

Krùddse


So heißt nicht nur das Kerngehäuse eines Apfels, sondern auch ein kleiner, frecher Junge.

Leeb


Scherzhafter Ausdruck für einen kräftigen Kerl, dem man offenbar die Kraft eines Löwen unterstellt.

Lous|buwwe


Nicht ganz ernst gemeinte Bezeichnungen für Lausbuben.

Maus|bäär


Abschätzige Bezeichnung für jemand, der gerne und / oder häufig Geschlechtsverkehr hat oder haben möchte.

Muss


Das ist einerseits die mundartliche Bezeichnung für "Maus" und andererseits ein Kosename für ein kleines süßes Mädchen.

Naachd|ihl


Im eigentlichen Sinne ist das eine Nachteule, im übertragenen Sinne beschimpft man damit einen Spätheimkehrer, also einen Menschen, der abends ausgeht und erst spät in der Nacht zurückkehrt.

"Die ald Naachd|ihl gedd iwwa'haabd nimmeh inn!" ("Der kommt wohl überhaupt nicht mehr heim!")

Näin|eggicha / Näin|eggiches


Das sind Schimpfbezeichnungen für Personen, die sich durch besondere Sturheit und Starrsinn auszeichnen.

"Männsche, der Näin|eggich dòò gähng emòòl nurre e Bousche nòò'gänn!") ("Meinst du, der sture Kerl würde auch nur einmal ein bißchen nachgeben!")

Nil|pärrd


Das ist ein (Fluß-)Pferd vom Nil. Unter Anspielung auf dessen träge Eigenschaften verspottet man damit einen ungehobelten, unbeholfenen Mitmenschen, der in seiner Umgebung meist irgendeinen Schaden anrichtet.

"Däärsäll ìsch doch e richdiches Nil|pärrd, däär mìchd ma doch imma Dabbe ins Lännche!" ("Der ist wirklich unbeholfen; er tritt immer in mein Beet.")

Ooschda|haas


Das ist erstens der Osterhase, zweitens eine Scherzbezeichnung für einen "seltenfröhlichen", also einen überaus ernsten Mann.Das ist erstens der Osterhase, zweitens eine Scherzbezeichnung für einen "seltenfröhlichen", also einen überaus ernsten Mann.

Pännings|schbaLLa


Ein Schimpfwort für einen Geizhals, der jeden Pfennig dreimal umdreht, bevor er ihn ausgibt.

Plärr|haawe


Das ist ein Schreihals erster Güte.

Pònn


Wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine dicke, häßliche Frau.

Puff|luij


So beschimpft man sowohl einen Zuhälter, der ein "Pferdchen" laufen hat, als auch einen ständigen Besucher eines Rotlicht-Etablissements.

Quassel|schdribb


Bezeichnung für Leute, die viel und schnell reden. In diesem Zusammenhang ist der Ausdruck für Personen reserviert, die am Telefon unaufhörlich reden.

Rabbs|kaaLa


Individueller Spitzname für einen wilden Ensheimer, der es - zusammen mit Dissels Gonsadd - in jeder Beziehung toll getrieben haben soll. Noch heute taucht der Name auf in Sprüchen wie "e Gesichd mache wie Rabbs|kaala" (= besonders fertig aussehen) oder "risse wie Rabbs|kaala" (= das Blaue vom Himmel lügen).

Rauch|hissje


So verspottet man starke Raucher bzw. -innen, die einfach nicht die Finger vom Glimmstengel lassen können. !

"Aldes Rauch|hissje! Jetze wärf dänne Sarch'naachel ändlich emòòl wägg!"

Schbaddse|meddsja


So beschimpft man ein Großmaul, einen Übertreiber, auch einen Mann, dem man nichts zutraut: Spatzen zu schlachten, das wird ihm wohl noch gelingen, aber vor Großvieh muß er passen!

Schbònna


So beschimpft man einen Spanner, der sich an Geschehnissen in fremden Schlafzimmern ergötzen kann.

"Haggudd nochemòòl, wännich dänne Schbònna grìen, däär allegebodd omm Laale luschdarre dudd!" ("Verflixt nochmal, wenn ich den Spanner in die Finger kriege, der laufend am Fensterladen lauscht!")

Schbrääb


Normalerweise ein mundartlicher Ausdruck für eine Drosselart ("Dreckamsel"), die ihre Nahrung auf dem Boden sucht. Im übertragenen Sinne Spottname für eine häßliche, meist auch ungepflegte Person.

Schnòòg


Eigentlich eine Schnake, aber in diesem Zusammenhang Schimpfwort für eine häßliche Frau, der meistens noch eine gehörige Portion Dummheit nachgesagt wird.

"Dummi Schnòòg!"

Suff|labbe


Bezeichnung für einen Ganz-, Halb- oder Wochenendalkoholiker.

"Ei, wass ischònn dinn Babbe?" - "Ei, e Suff'labbe!"

Sunndaas|schìela


Schimpfwort für einen Schuljungen, der für strohdumm gehalten wird und deshalb auch noch sonntags in die Schule muß, um das Mindestlernpensum zu schaffen.

Wudds


Eine milde Variante des derben Schimpfwortes "Sau". Drückt aus, daß der so Beschimpfte optisch oder moralisch schmutzig ist.

"Aldi Wudds! Jetze blibb vunn dämm Pùhl'loch wägg! Lùh mòòl, wie'de ussisch!" ("Du Schwein! Halte Dich jetzt von der Jauchegrube fern. Sieh' mal, wie du aussiehst!")


Literaturtip: Paul Glass: Klutzkopp, kumm ich will da! Die Schimpfwörter der Ensheimer Mundart. Fichtenberg 1988 (= Ensheimer Wörterbuch, Band 3)


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