Bezeichnung für weinerliche, weiche oder verweichlichte Menschen, oft in der
Verbindung mit dem Begriff "Pinnsa".
"Härr ändlich ùff se brìlle, du Pinnsa ùnn Äänsa!" ("Hör endlich auf zu weinen, du Weichling!")
Eigentlich nennt man so eine Ameise. Im übertragenen Sinn auch Bezeichnung für
einen ziemlich empfindlichen Menschen; meistens bei Kindern gebraucht, die etwas
wehleidig sind.
Anspielung auf das niedliche Tierchen, von dem wir Menschen nachgewiesenermaßen
abstammen; häufig in Verbindung mit "dumm" oder "bleed" gebraucht
(was sicherlich der menschlichen Arroganz entspricht). Soll jemanden bezeichnen, der affig,
also eingebildet ist.
"So e bleeda Aff!"
Spottname für ein häßliches weibliches Wesen. Die Bedeutung ist unklar, bezieht
sich aber offenbar auf die Eigenschaften eines Huhns, das an einer Böschung scharrt...
Damit wird nicht nur die Beißzange, sondern auch eine zänkische, streitbare
Frau bezeichnet.
Dieses Schimpfwort hat entgegen der Aussprache nichts mit blasen zu tun, sondern
geht auf einen entblößten Arsch zurück, mit dem man im Mittelalter anderen seine
besondere Wertschätzung übermittelte.
Spottname für eine Frau mit Brille, der die Brille aber nicht steht und die
ansonsten für nicht sehr attraktiv gehalten wird.
Spottname für Leute, die überaus oft zur Toilette müssen, also eine
"Sextanerblase" haben.
Scherzhafte Titel für durchaus putzsüchtige Hausfrauen, die dem Hausstaub nicht die geringste Chance zur Entfaltung geben.
"Bäi dämm Bùdds|lissje därf sich känn Pussemm ùffs Schesslong hugge!" ("Bei diesem Putzteufel darf sich kein Staubkorn auf dem Sofa niederlassen!"
Scherzbezeichnung für einen Klettermaxe, für einen meist männlichen
Zeitgenossen, der anderen Leuten auf dem Dach herumläuft, beispielsweise, um zu einer
Angebetenen zu gelangen.
Mal wieder eine der vielen Entlehnungen aus der Tierwelt: Dackel. Gemeint ist ein Art dummer
Hund.
Spottbezeichnung für einen ungeschickten, etwas dümmlichen und handwerklich
ungeschickten Mann.
Schimpfwort für eine Person, die man für besonders schmutzig hält. Das drückt
sich aus durch die Kombination von Gully und Schwein.
Abfälliges Schimpfwort für eine Dörflerin, die "laufend" in der ganzen
Gemeinde unterwegs ist, um die letzten Neuigkeiten nicht nur zu erfahren, sondern auch
gleich weiterzuverbreiten.
"'S Kaddche, die ald Räddsch, isch e richdicha Dorf'bääsemm, dass schinnd dehämm nìggs se schaffe se hònn!" ("Die Katharina, die alte Tratschtante, fegt nur so durchs Dorf; anscheinend hat sie zuhause nichts zu tun!")
Ein wenig schmeichelhaftes Schimpfwort für eine Frau, die - wie früher der
Gemeindediener - die letzten Neuigkeiten "uss'schälle dudd", sie also überall
im Dorf verbreitet.
Schimpfwort für einen Schmutzfink, der sich oder seine Kleidung besudelt hat.
"Jetze lùhda mòòl dänne Drägg'schbadds òòn; jetze wara doch medde noue Schìggelcha dòò driwwe im Baddsch!"
Mit diesem Schimpfwort will jemand zum Ausdruck bringen, daß der oder die so Beschimpfte
"kuhdumm" also, sehr dämlich sein soll.
Wörtlich bedeutet das "Fegefeuer". Aber als Schimpfwort meint man damit
eine böse Frau, eine Art Hausdrachen.
"Der arm Onndrees! Hadd so e Feech'fia fa Frau! Wie kònna dass nurre uss'halle?" ("Der arme Andreas! Wie kann er es bloß aushalten, mit solch einem bösen Weib verheiratet zu sein?")
Ein so beschimpfter Zeitgenosse versteht es unnachahmlich, keinen Fettnapf auszulassen und
sich stark plattfüßig fortzubewegen.
"Jetze lùh da mòòl dänne Fladdsch|nìggel òòn: hadd däärsäll mìer misse iwwa die Mies'eercha dabbe! Aach, ich kìnndem hälfe!"
Das ist ein Spottname für eine Raucherin. Im Zuge der Gleichberechtigung
gelegentlich auch für rauchende Männer benutzt.
"'S Ingrid ìsch e aldes Flubb'hinggel. Dassäll kònn sinne Knoodsche äänfach nidd vunn de Kibbe lònn! 's ìsch vamässe!"
Jemand, der bei allen Gelegenheiten (ob passend oder nicht) Grimassen schneidet bzw. das
Gesicht in alle Richtungen verzieht. Der Begriff wird auch benutzt, um damit einen Angeber
und Aufschneider zu kennzeichnen.
"So e alda Fraddse'macha! Männd wahrscheins, er kinnd memm digge Märdseedes ùnn memm BOSS-Hämmedche e gùlles Minsch uff'risse!"
Jemand, der ausgesprochen faul ist und lieber die anderen arbeiten läßt.
Man muß nicht unbedingt "ònn de Gäwwel gebrùnnsd", also an den Giebel
eines Hauses uriniert zu haben, um so beschimpft zu werden. Der Begriff ist nämlich
gedacht für Feiglinge und Angsthasen.
Abfällige Bezeichnung für einen Zeitgenossen, der, seine Notdurft, nicht wie
"normale" Menschen, auf der Toilette, sondern auf einem "Haawe",
einem großen Topf, verrichtet. Bisweilen auch als Begriff für einen Feigling und
Angsthasen gebraucht.
Ausdruck zur Beschimpfung eines Mädchens, das sich leicht bekleidet in der
Öffentlichkeit zeigt und damit gegen die dörfliche (Doppel-)Moral verstößt.
Die gesteigerte Form von "Bouse" und Schimpfwort für einen, der für sehr
dumm gehalten wird. Vielleicht eine Anspielung auf einen Kopf mit Hörnern, wie ihn
der Ochse trägt (der ja auch für außerordentlich dumm gehalten wird). Eine ebenfalls
gebrauchte Version: Hirn'bouse.
Ein Begriff, der aus dem Französischen (haute volée = hochgestellt) in unsere
Mundart gekommen ist und der etwas abschätzig auf die Mitmenschen angewandt wird, die
entweder höhergestellt sind oder sich dafür halten.
"Lùhda mòòl 's Mahlche òòn! Dass iebd fa die Hodd'wollee!" ("Sieh dir mal Amalie an! Sie möchte auch bald in die feineren Kreise gelangen!")
Scherzbezeichnung für einen herumgrölenden Mitmenschen, einen Schreihals.
"Oh, Greschòòn, wännde doch nùrre nìdd so joole gähnsch!"
Ein Griff ins schier unerschöpfliche Tierreich: ein so Beschimpfter soll so sein, wie
sich der (arrogante) Mensch dieses Wüstentier vorstellt: beschränkt, dumm, einfältig.
Abschätzige Bezeichnung für einen Gefängnisinsassen bzw. für einen Mann, der schon
einmal im Gefängnis war und dem man (schon rein sprachlich) keine Chance zur
Wiedereingliederung in die Gesellschaft gibt. "Däärsäll ìsch ùnn blibbd e Kiddches|bruuLa!
Der helld nidd vìel vumm Schaffe!" ("Der ist und bleibt ein Gauner!
Er hält nämlich nicht viel vom Arbeiten!")
Mundartliche Versionen für einen Clown. Auch scherzhafte Bezeichnungen für Spaßmacher
und witzige, gespaßige Leute, die durchaus nicht unangenehm auffallen.
"Nää, wass war Buuwels Ondoon fa e Kloone|bobbes! Därr hadd jòò de gònse Saal zùmm Grische gebrung!"
Schimpfwort für einen groben, ungehobelten Kerl.
Spottbezeichnung für einen unterernährten Mitmenschen, der so mager ist, daß
seine Knochen "rappeln".
"Der Knoche|rabbla kìnnd aa noch e paar Bùdda'schmeere vadròòn!" ("Dieser Magersüchtige könnte noch gut ein paar Butterbrote mehr vertragen!")
Das sind abschätzige Begriffe für eine Art Heimwerker, denen allerdings schlampiges,
ungenaues, umständliches Arbeiten vorgeworfen wird.
"Vunn dämm alde Knoddela gähng ich ma minn Parabbelee nidd flìgge lònn!" ("Von diesem Dilettanten würde ich mir meinen Regenschirm nicht reparieren lassen!")
So heißt nicht nur das Kerngehäuse eines Apfels, sondern auch ein kleiner, frecher
Junge.
Scherzhafter Ausdruck für einen kräftigen Kerl, dem man offenbar die Kraft eines
Löwen unterstellt.
Nicht ganz ernst gemeinte Bezeichnungen für Lausbuben.
Abschätzige Bezeichnung für jemand, der gerne und / oder häufig Geschlechtsverkehr hat
oder haben möchte.
Das ist einerseits die mundartliche Bezeichnung für "Maus" und
andererseits ein Kosename für ein kleines süßes Mädchen.
Im eigentlichen Sinne ist das eine Nachteule, im übertragenen Sinne beschimpft man
damit einen Spätheimkehrer, also einen Menschen, der abends ausgeht und erst spät
in der Nacht zurückkehrt.
"Die ald Naachd|ihl gedd iwwa'haabd nimmeh inn!" ("Der kommt wohl überhaupt nicht mehr heim!")
Das sind Schimpfbezeichnungen für Personen, die sich durch besondere Sturheit und
Starrsinn auszeichnen.
"Männsche, der Näin|eggich dòò gähng emòòl nurre e Bousche nòò'gänn!") ("Meinst du, der sture Kerl würde auch nur einmal ein bißchen nachgeben!")
Das ist ein (Fluß-)Pferd vom Nil. Unter Anspielung auf dessen träge Eigenschaften
verspottet man damit einen ungehobelten, unbeholfenen Mitmenschen, der in seiner
Umgebung meist irgendeinen Schaden anrichtet.
"Däärsäll ìsch doch e richdiches Nil|pärrd, däär mìchd ma doch imma Dabbe ins Lännche!" ("Der ist wirklich unbeholfen; er tritt immer in mein Beet.")
Das ist erstens der Osterhase, zweitens eine Scherzbezeichnung für einen "seltenfröhlichen",
also einen überaus ernsten Mann.Das ist erstens der Osterhase, zweitens eine
Scherzbezeichnung für einen "seltenfröhlichen", also einen überaus ernsten
Mann.
Ein Schimpfwort für einen Geizhals, der jeden Pfennig dreimal umdreht, bevor er
ihn ausgibt.
Das ist ein Schreihals erster Güte.
Wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine dicke, häßliche Frau.
So beschimpft man sowohl einen Zuhälter, der ein "Pferdchen" laufen hat,
als auch einen ständigen Besucher eines Rotlicht-Etablissements.
Bezeichnung für Leute, die viel und schnell reden. In diesem Zusammenhang ist der
Ausdruck für Personen reserviert, die am Telefon unaufhörlich reden.
Individueller Spitzname für einen wilden Ensheimer, der es - zusammen mit Dissels Gonsadd - in jeder Beziehung toll getrieben haben soll. Noch
heute taucht der Name auf in Sprüchen wie "e Gesichd
mache wie Rabbs|kaala" (= besonders fertig aussehen) oder "risse wie Rabbs|kaala"
(= das Blaue vom Himmel lügen).
So verspottet man starke Raucher bzw. -innen, die einfach nicht die Finger vom
Glimmstengel lassen können. !
"Aldes Rauch|hissje! Jetze wärf dänne Sarch'naachel ändlich emòòl wägg!"
So beschimpft man ein Großmaul, einen Übertreiber, auch einen Mann, dem
man nichts zutraut: Spatzen zu schlachten, das wird ihm wohl noch gelingen, aber
vor Großvieh muß er passen!
So beschimpft man einen Spanner, der sich an Geschehnissen in fremden Schlafzimmern
ergötzen kann.
"Haggudd nochemòòl, wännich dänne Schbònna grìen, däär allegebodd omm Laale luschdarre dudd!" ("Verflixt nochmal, wenn ich den Spanner in die Finger kriege, der laufend am Fensterladen lauscht!")
Normalerweise ein mundartlicher Ausdruck für eine Drosselart ("Dreckamsel"),
die ihre Nahrung auf dem Boden sucht. Im übertragenen Sinne Spottname für eine häßliche,
meist auch ungepflegte Person.
Eigentlich eine Schnake, aber in diesem Zusammenhang Schimpfwort für eine häßliche
Frau, der meistens noch eine gehörige Portion Dummheit nachgesagt wird.
"Dummi Schnòòg!"
Bezeichnung für einen Ganz-, Halb- oder Wochenendalkoholiker.
"Ei, wass ischònn dinn Babbe?" - "Ei, e Suff'labbe!"
Schimpfwort für einen Schuljungen, der für strohdumm gehalten wird und deshalb
auch noch sonntags in die Schule muß, um das Mindestlernpensum
zu schaffen.
Eine milde Variante des derben Schimpfwortes "Sau". Drückt aus, daß der
so Beschimpfte optisch oder moralisch schmutzig ist.
"Aldi Wudds! Jetze blibb vunn dämm Pùhl'loch wägg! Lùh mòòl, wie'de ussisch!" ("Du Schwein! Halte Dich jetzt von der Jauchegrube fern. Sieh' mal, wie du aussiehst!")
Literaturtip: Paul Glass: Klutzkopp, kumm ich will da! Die Schimpfwörter der Ensheimer Mundart. Fichtenberg 1988 (= Ensheimer Wörterbuch, Band 3)
Zurück zum Anfang des Dokuments
© Paul Glass 1997 - 2001 ff