Wenn die Licht- und Wärmespenderin, die Sonne, täglich tiefer sinkt und immer kleinere Kreise beschreibt, wenn die Tage immer kürzer und die Nächte länger werden, bis endlich der tiefste Punkt erreicht ist, dann hat das Sternenjahr seinen Lauf vollendet, und ein neues beginnt mit seinen Freuden und Leiden, Hoffnungen und Täuschungen. Jeder Tag ist für den einen oder andern der Anfang eines neuen Jahres; doch lieben wir es, gewisse Zeitpunkte vorzugsweise als Neujahr zu bezeichnen.
So haben wir neben dem astronomischen oder Kalenderjahr bei der Staatsverwaltung ein Etatjahr, ein Geschäftsjahr in Fabriken und der Handelswelt, in der Familie Geburtstage, bei Vereinen Stiftungstage usw. Auf dem Lande, das ist meistens in den dem größeren Verkehr fern liegenden Gegenden, ist das bürgerliche Leben eng mit dem kirchlichen verknüpft, sodass man sich das eine ohne das andere nicht gut vorstellen kann. Deshalb war auch der naturgemäße Abschluss eines Jahres und der Anfang eines neuen auf dem Lande der erste November oder die Zeit um Allerheiligen.
Die Wintersaaten: Weizen, Roggen und Winterraps bedeckten die Flur bereits mit ihrem hoffnungsvollen Grün und warteten auf die schützende Schneedecke. Die Kartoffeläcker sind geleert, die Felder "gestürzt" und zur Aufnahme der betreffenden Saaten und Pflanzungen für das nächste Frühjahr vorbereitet. Obgleich um diese Zeit die meisten gröberen Feldarbeiten verrichtet sind, herrscht doch überall ein reges Leben, denn manches ist nachzuholen, was nicht eher getan werden konnte.
Im Walde wird Raff- und Leseholz gesammelt, um über den Winter Material zum Feueranzünden zu haben, auch Holz zum Brotbacken; ebenso wird Streulaub gescharrt, um das Stroh zu sparen, falls die Futtervorräte knapp ausgefallen sind.
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© Paul Glass 1997 - 2001 ff
Last update: 21.09.2001