Astrid Ley hat den Verfahrensablauf am Beispiel der Stadt Schwabach bei Nürnberg untersucht und beschrieben. Da das ganze Prozedere bis in die Details gesetzlich geregelt war, dürften diese Verfahren auch im restlichen Deutschland so oder so ähnlich abgelaufen sein.
Hinweise auf weitere im Internet dokumentierte Fälle bitte per E-Mail an mich.
Zur Zielgruppe des mit dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 verbundenen Sterilisationsprogramm der nationalsozialistischen Regierung gehörten:
Astrid Ley weist in ihrer Untersuchung darauf hin, dass sich dieses Gesetz "im Widerspruch zur Medizin (befand), wo diese Krankheitsbilder keineswegs zweifelsfrei als Erbleiden galten." (123) Mit der Nennung der o.g. neun Krankheitsbilder habe der Gesetzgeber Rechtssicherheit vorgetäuscht, "die praktisch nicht existierte, denn die meisten der im Gesetz angeführten Zustände waren nicht exakt zu bestimmen." (124)
Dadurch waren "dehnbare Diagnosen" (124) möglich,
mit denen auch Personen vom Gesetz erfasst wurden, die als sozial auffällig,
als unangepasst oder als aus der Sicht der Rassenpolitik der NSdAP als minderwertig
eingestuft wurden und so in die Mühlen der Erbgesundheitsjustiz gerieten.
Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses war offenbar nur ein Vorwand, um vor allem die Sozialausgaben für Menschen zu verringern, die nicht der rassistischen und sozialdarwinistischen Ideologie der Nazis entsprachen. Astrid Ley resümiert: "Die Maßnahme zielte ... darauf ab, die öffentlichen Ausgaben für solche Personen zu reduzieren, die nach Ansicht der Machthaber als 'minderwertig' galten. So waren vom GzVeN in erster Linie Menschen betroffen, die dem Staat 'Fürsorgelasten' verursachten und wegen sozial abweichenden Verhaltens nicht in das nationalsozialistische Weltbild passten." (125)
Quellen:
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Zur Extra-Info: Zwangssterilisationen während der NS-Diktatur 1933 - 1945
1. Die gesetzliche Grundlage: Das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (GZVeN) vom 14. Juli 19333. Der Ablauf des Verfahrens: Von der Anzeige bis zur Operation
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© Paul Glass 1997 - 2001 ff