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2.0 Die Ensheimer Geschichte im Überblick


2.2.1 Ensheim im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648)

Aus der Zeit des 30jährigen Krieges sind für Ensheim nur dürftige Informationen überliefert worden. In der Ortschronik von Helmut und Alexander Wilhelm ist dazu nur ganz allgemein zu lesen:

"Das Saarland und die Pfalz hatten entsetzlich unter der entmenschten Soldateska zu leiden, die mit Raub, Plünderung, Vergewaltigung und Mord ganze Ortschaften ausrottete. Unsere Gegend wurde der zweifelhaften Ehre zuteil, eine ganze Serie von Nationalitäten beherbergen zu müssen, die furchtbar wüteten. ... Auf dem flachen Lande wurden die Dörfer ausgeplündert und zerstört."

Eugen Matheis berichtet, daß der Ort zeitweise, vor allem zwischen 1634 und 1636 völlig verödet gewesen sei. So wird in der Ortschronik auch davon berichtet, daß nur ca. zehn (!) Einwohner das Inferno des 30jährigen Krieges überlebt hätten. Damit stand Ensheim immer noch besser da als einige Nachbargemeinden, die entweder ganz ausgestorben waren oder nur noch einen, zwei oder drei Einwohner aufzuweisen hatten.

Auch das Kloster Wadgassen ist von diesen schrecklichen Ereignissen betroffen. Nicht genug, daß der damalige Abt Johann von Berus (1607 - 1634) , wie Tritz, op. cit., 98 berichtet, mehr ein Liebhaber weltlicher Freuden war und die Führung der Klosters gerade in dieser schweren Zeit vernachlässigte; der Graf von Saarbrücken ließ nichts unversucht, um die Mönche in Wadgassen zu spalten, um sich vielleicht so in den Besitz der Abtei setzen zu können. Die Annales der Abtei berichten über diese Zeit wie folgt:

            " Der Abt mußte sein ganzes Leben im Elend zubringen. Das ganze Land war schließlich nur mehr Einöde und Wald. Hungersnot herrschte allerwege. Eine Quart Getreide kostete 15 - 20 Thaler; zudem war das Geld sehr rar. Solange die Mönche noch in Wadgassen waren, mußten sie in dieser Kriegszeit vom Wilde leben. Hirsche, Wildschweine und Rehe kamen bis vor des Klosters Pforten, wo sie gefangen werden konnten; außerdem fand man von wilden Bienen genug - auch wildes Obst. Von Nachbarn herbeigerufen kam schwedisches Militär in hiesige Gegend, welches besonders gegen Geistliche sehr hart verfuhr, Auf die grausamste Weise wurden alle Katholiken verfolgt und durch alle erdenklichen Martern gequält. Viele wurden an den Gliedmaßen verstümmelt, andere bekamen den Schwedentrank, wieder andere wurden in Fässer eingeschlossen und von den Bergen herabgewälzt. Mönchsgewand durfte sich überhaupt nicht sehen lassen; sie hatten die greulichsten Qualen zu erdulden. Wo Menschen fehlten, da ließen die rohen Soldaten ihre Wut gegen die Bilder aus." (Tritz, op. cit., 101)

Im Jahre 1635 lagen beispielsweise im und um das Kloster Wadgassen fünf Regimenter der als besonders grausam gefürchteten Kroaten. Seit dieser Zeit stand des Kloster leer und war der Zerstörung und dem Verfall preisgegeben. Von 1635 bis 1644 stand die ganze Grafschaft Saarbrücken unter österreichischer und lothringischer Herrschaft; nach dieser Zeit setzten sich bis 1649 die Franzosen hier fest. Seit 1644 hielten sich der neue Abt Philipp Gretsch (1636 - 1667) und einige Mönche wieder in Wadgassen auf. In dieser Periode der militärischen Besetzung mußte das Kloster (und damit seine Leibeigenen) wie auch alle anderen Herrschaften dieser Region für die Unterhaltung der fremden Truppen, diesmal für die Franzosen, aufkommen.

Der 30jährige Krieg wurde durch den Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück im Jahre 1648 beendet. Dennoch wurde unsere saarländische Heimat auch in den nächsten Jahrzehnten mehrfach von Krieg und Zerstörung heimgesucht.

Friedenschluß in Münster 1648

Noch 1652 wird uns berichtet:

            "Alles war verfallen und zerstört, aber nicht verbrannt. Die Güter konnten nicht bebaut werden, weil es an Leuten und Vieh fehlte. Die Herren mußten selbst die Hacke zur Hand nehmen, um das Nötigste anzupflanzen. Der boden brachte reichlich. Als man nun wieder etwas gesammelt hatte, verbarg man es zwischen zwei Gewölben über der Sakristei. Dahin brachten auch andere Leute ihr Weniges. Aber 1652 kamen die Schweden, welche noch in St. Avold lagen, und plünderten alles." (Tritz, op. cit., 103)

Im selben Jahr vermerkte der Abt auf einer Kirchenrechnung:

            "Die meisten Einwohner sind tempore belli et maxime A. 1634 - 35 - 38 im höchsten Aufruhr, was sich nicht anders wohin salvirt hat, peste, fame, bello gestorben." (Tritz, a.a.O.)

Philipp Gretsch zufolge ist das Kloster Wadgassen im 30jährigen Krieg und in den Jahren danach über hundertmal (!) geplündert worden. Erst nach 1652 kehrte wieder etwas Ruhe ins Land und die Mönche konnte mit dem Wiederaufbau des Klosters beginnen.


TIP: Karte von Südwestdeutschland im Jahre 1648 (129 KB)

Literatur:


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