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2.5.3 Die Katholische Kirche seit der Rekatholisierung um 1680

Wiederum ein politisches Ereignis, der Friede von Nimwegen 1679, war die Grundlage für die Wiederherstellung der alten Glaubensverhältnisse in Ensheim.

Ensheim zählte zum Reunionsgebiet, das der französische König Louis XIV. vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation einforderte. In diesen Gebieten ließ Frankreich nun die katholische Religion wiederherstellen - auch in Ensheim! Allerdings setzten die Franzosen selber einen katholischen Priester ihrer Wahl ein und überließen dies nicht, wie es durch das jahrhundertealte Patronatsrecht abgedeckt war, dem Wadgasser Abt.

Vielleicht war dies der Grund, warum der erste katholische Priester nach dem Ende der Reformation in Ensheim, Bartholomäus Schenk (1680 - 1685), ein Benediktiner aus der Abtei Schwarzach bei Würzburg, bei der Ensheimer Bevölkerung nicht gut ankam. In den Wadgasser Annalen wird davon berichtet, der Abt Petrus Marx (1678 - 1705) im Jahre 1683 seinen Propst nach Homburg geschickt hat, um beim dortigen Sachwalter der französischen Besetzer, de la Goupillière , ein Dekret gegen den mißliebigen Pfarrer Schenk zu erwirken. Nachdem daraufhin Pfarrer Schenk den Propst übel beschimpft hatte ("Dieb und Schelm"), wurde der Pfarrer nach Saarbrücken vorgeladen. Ein Jahr später wird von de la Goupillière berichtet, Schenk habe Besserung gelobt und wolle sich mit dem Zehnten begnügen; der König habe ihn hingesetzt. Diese Äußerung belegt m. E., daß es beim Streit mit Schenk auch um finanzielle Forderungen des neuen Pfarres ging und daß zweitens Schenk von höchster Stelle als Pfarrer eingesetzt worden war. Der ungeliebte Pfarrer amtiert noch bis 1685 und wird dann vermutlich aus dem Amt entfernt. Für dieses Jahr ist nämlich belegt, daß Schenk gegen den Propst "frech geworden" sei. Nach einer entsprechenden Klage des Abtes bei den Franzosen, sollen diese an die Saarbrücker  Anweisung gegeben haben,  den unbotmäßigen Schenk zu einer öffentlichen Strafe zu verurteilen und "dem Propst Ehren Reparation zu thun mit brennender Kerze in der Hand vor der Kirche". (Tritz, op. cit., 112) Ob er danach die Pfarrei Ensheim verlassen mußte, ist nicht bekannt; m. E. dürfte es aber so gewesen sein.

Auch sein Nachfolger, Michael Fisabre (1685 - 1687), könnte noch von den Franzosen ins Amt gehievt worden sein. Erst der nächste Pfarrer, Augustin Schranz  (1687 - 1692), dürfte wieder von Wadgassen berufen worden sein; er war bereits 1683 für das Kloster in Saargemünd als Kaplan tätig gewesen.

Zwar mußte Frankreich im Frieden von Rijswijk 1697 die annektierten Gebiete an der Saar wieder räumen, die beim Friedenschluß geltende Religion mußte aber einer entsprechenden Klausel zufolge beibehalten werden. So blieb Ensheim bis zum heutigen Tage eine katholische Pfarrei!

Erhalten geblieben ist der erste katholische Visitationsbericht nach der lutherischen Zeit:

"Entzhemm, 27. September 1686. Wir haben die Pfarrkirche von Ensheim besucht, Patron ist der Hl. Petrus, Collator ist die Abtei Wadgassen, Pfarrer ist Pater Augustinus Schranz (Prämonstratenser von Wadgassen). Die Kirche ist ein schöner Bau und hat alle notwendigen Ornamente für den Gottesdienst. Das heilige Sakrament ist in einem silbernen Ciborium aufbewahrt, Kelch und Monstranz sind ebenfalls von Silber, Oelgefäße und Taufstein sind sehr sauber und sehr gut, ebenso die notwendigen Kirchenbücher. Diese Pfarrei hat als Filiale Eschringen, wo eine Kirche ist... Der Pfarrer erfüllt seine Seelsorgpflichten, indem er sehr oft predigt und Unterricht hält."

Die Pfarrei wurde jetzt übrigens durch die Weiler Reichenbrunn, Sengscheid und durch die 1611 erbaute Thalmühle und die Gassenmühle erweitert.

Interessant ist im übrigen die Verteilung der Baulasten. Während Wadgassen die Baulast für die Kirche selbst übernommen hatte, war die Gemeinde für den Turm und die Glockenseile zuständig. Im Jahre 1755 mußte die wegen Einsturzgefahr gesperrte Kirche dringend saniert werden.

St. Peter nach dem Neubau 1757
(Zeichnung von Pfarrer F. Flieger, Ensheim)

Die bestehende gotische Kirche wurde in eine Barockkirche umgebaut und außerdem ein Pfarrhaus in unmittelbarer Nähe erstellt. Wegen dieser Umbauphase wurden die Ensheimer Toten zwischen 1755 und 1757 außerhalb bestattet, teils auf dem Eschringer Kapellenfriedhof, teils in Ommersheim, Ormesheim und Niederwürzbach!

In den 1780er Jahren wurde in Ensheim, ausgehend vom bereits 1689 errichteten "Herrenhaus",  ein großes Propsteigebäude errichtet, von dem aber heute nur noch dieses sogenannte "Herrenhaus" erhalten ist.

propstei.gif (19338 Byte) herren.gif (21632 Byte)
Eine alte Ansicht der Propstei, 1811 von Baumeister Carl Dercum angefertigt.
In der Mitte hinten ist das sog. "Herrenhaus" zu erkennen, das aber in dieser
Darstellung nur fünf Fenster pro Stockwerk (statt sieben) aufweist.
Das sog. "Herrenhaus"   in Ensheim, der einzige Gebäudeteil,
der heute noch erhalten ist.

Wie bereits an anderer Stelle beschrieben, wurde die Abtei Wadgassen 1792 ein Opfer der Französischen Revolution: das Kloster wurde aufgehoben, die Güter verkauft, die Mönche zur Flucht veranlaßt.

Auch die Güter in Ensheim waren für das Kloster verloren. Wie Eugen Matheis berichtet, handelte es sich um einen großen Besitz:

"Die Propstei bestand aus einem schönen dreistöckigen Gebäude mit einem Flügelbau. Vor dem Gebäude und hinter dem Hofe lag der (40 Morgen) große eingezäunte Garten. Außerdem besaß das Kloster auf dem Ensheimer Bann noch 150 Morgen Acker, 15 Morgen Wiese und die gesamte Gassenmühle. Der Klosterwald war über 1100 Tagwerk groß."

Zunächst genoß die Gemeinde Ensheim die ehemaligen Wadgassischen Besitzungen in Ensheim, aber nach einem Tip des ehemaligen Klostervogts Breunig an die neuen französischen Machthaber wurde im Jahre 1801 alles verstaatlicht. Die Güter wurde Jahre später (1826) für den Spottpreis von 4000 Gulden an die Familie Adt verkauft, die damit das Geschäft ihres Lebens machte!

Die zur Kirche gehörenden Güter wurden durch die Revolutionäre nicht angetastet. Um die umfassenden Klosterwaldungen gab es einen großen Prozeß zwischen der Gemeinde Ensheim und dem bayerischen Staat, den allerdings Bayern 1818 gewann.

Nachdem 1816 Ensheim politisch zu Bayern gelangte, verlor auch die Pfarrei nach über tausendjähriger Zugehörigkeit zum Bistums Metz die bisherigen kirchlichen Bindungen und ging an das Bistum Speyer über. (Karte der Diözese Speyer, 126 KB)

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Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums bzw. der stark gestiegenen Gläubigenzahl wurden in den Jahren 1834-35 und 1907-09 weitere Erweiterungen der Kirche vorgenommen. Bei der ersten Erweiterung wurde der Kirchenraum nach Westen hin verlängert; dieser Vergrößerung fielen sowohl der Dorfplatz als auch die alte Dorflinde zum Opfer. Bei der zweiten Kirchenerweiterung wurden der alte Chorraum beseitigt und die beiden Querschiffe eingebaut. Außerdem wurde in östlicher Richtung ein neuer Chorraum angebaut und der große Glockenturm errichtet.

In den Jahren 1933/34 wurde die Pfarrkirche St. Peter unter Pfarrer Jakob Franz ausgemalt. Diese Malereien sind allerdings durch Kriegseinwirkungen und spätere Übermalungen nicht erhalten geblieben.

Eine erste umfassende Sanierung erfuhr die Kirche in den Jahren 1968-70 unter dem damaligen Pfarrer Ernst Roth. Damals wurde der Innen- und Außenputz erneuert, der Fußboden mit Travertin ausgelegt und Schäden am Kirchendach beseitigt. Die aufgrund von Feuchtigkeits- und anderen Schäden notwendig gewordene zweite Sanierung wurde in den Jahren 1994 bis 1996 unter dem jetzigen Pfarrer Fridolin Flieger vorgenommen. Das Ergebnis kann sich nach Meinung vieler Ensheimer sehen lassen!

Pfarrkirche St. Peter, Ansicht von Südosten (72 KB)

Blick auf St. Peter mit Pfarrhaus (119 KB)

Blick auf den Chorraum von St. Peter (224 KB)

Blick ins Kircheninnere (Chorraum) (52,5 KB)


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