![]() |
|
|
seit Februar 1997 online ... |
Home / Die Ensheimer Geschichte im Überblick / Ensheimer Kirchengeschichte im Überblick /
Seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555, war es Sache der Landesherren, über die Religion ihrer Untertan zu entscheiden: Eius regio, cuius religio war die Devise. Wer regiert, soll auch die Religion bestimmen. Dieser Grundsatz sollte auch für die Ensheimer Bevölkerung Auswirkungen haben.
Die Pfarrei Ensheim gehörte zwar zum Kloster Wadgassen, aber seit 1466 waren die Grafen von Saarbrücken Schutzherren der Abtei. Nachdem es schon vor der Reformation immer wieder Saarbrücker Versuche gegeben hatte, in innere, vor allem rechtliche Angelegenheiten des Klosters einzugreifen, unternahm es jetzt (1574) der Saarbrücker Graf Philipp III., Lutheraner schon von Geburt, die protestantische Lehre in der gesamten Grafschaft, also auch in Ensheim, einzuführen. Als die Ensheimer sich weigerten, die neue Religion anzuerkennen, ließ der Graf das Dorf plündern. Der damalige Abt von Wadgassen sah keinen anderen Ausweg als auf die Forderungen der Saarbrücker einzugehen und erlaubte die Abhaltung von Gottesdiensten durch reformierte Priester in Ensheim. Hinzu kam ein Priestermangel im Wadgasser Kloster, so daß noch Weltpriester "eingestellt" werden mußten.
Zwischen 1574 und 1603 konnte aber die neue Religion nicht durchgängig in Ensheim durchgesetzt werden - wie berichtet wird, wegen des Widerstandes der Ensheimer Bevölkerung, die nicht auf die katholische Religion verzichten mochte. Erst als der vorläufig letzte katholische Seelsorger, Cornelius Adelbach, im Jahre 1600 gestorben war, wurde von Saarbrücker Seite aus ein erneuter Vorstoß unternommen, in Ensheim die neue Lehre zu etablieren. Der erste lutherische Pfarrer war der Pfarrer von Ommersheim, Quirin Steinbach, dem bis 1680 fünf weitere protestantische Geistliche folgten. Zwar gab es während des 30jährigen Krieges, vor allem 1627, vom Bistum Trier ausgehende Versuche, in Ensheim den Katholizismus wieder einzuführen, diese hatten aber letztlich keinen Erfolg!
Allerdings wurde Ensheim 1654 als lutherische Pfarrei aufgegeben und mit Eschringen als Filialen der Pfarrei Bischmisheim angegliedert. Für Ensheim waren dann die nachfolgend genannten protestantischen Pfarrer zuständig:
- 1627 - 1657: Johann Eberhard Weber
- 1657 - 1665: Johann Ludwig Schlosser, Bischmisheim
- 1665 - 1679: Christian Peschke, Bischmisheim
In dieser Zeit sind alle Geburten, Taufen, Eheschließungen und Todesfälle nach protestantischen Ritus in den Pfarrbüchern der Pfarrei Bischmisheim aufgezeichnet worden! Leider beginnen die erhalten gebliebenen Kirchenbücher erst mit dem Jahr 1672.
Die letzte lutherische Kirchenvisitation datiert aus dem Jahr 1665. Allerdings erhielten die Ensheimer hier ein schlechtes Zeugnis ausgestellt; vor allem das überhandnehmende Fluchen wurde scharf gerügt!
Als 1679 der damalige Pfarrer Peschke gestorben und sein Nachfolger Georg Greth von Kitzingen den Bischmisheimern, Fechingern, Eschringern und Ensheimern als neuer Pfarrer vorgestellt worden war, passierte in Eschringen ein Zwischenfall, der 66 Jahre später vom damaligen Bischmisheimer Pfarrer wie folgt festgehalten wurde:
"Als er (= Greth) (am) 16. (November 1679) zu Eschringen einstmals den Gottesdienst versah, ward er von den layischen Unterthanen aus dem Gotteshaus vertrieben und über die Kirchhofmauer geworfen. Von diesem Falle hat er beständig gekränkelt und ist endlich 1695 d. 11. April gestorben, alt 54 Jahr, ward den 13. April in die Kirch allhier begraben." (Moog, op. cit., 383)
Mit diesem klaren Zeichen der Ablehnung war offenbar das Schicksal der Reformation nicht nur in Eschringen, sondern auch in Ensheim besiegelt, zumal durch die französische Besetzung des Landes seit 1679/80 auch der politische Wille da war, die Rekatholisierung in den besetzten Gebieten durchzusetzen.
NEU: Übersicht über den Religionsstreit im 16./17. Jahrhundert am Beispiel der Pfarrei St. Peter, Ensheim-Saar, damals zum Prämonstratenser-Kloster Wadgassen zugehörig:
Siehe auch die Zusammenfassung für den Geschichtsunterricht in Klasse 11.
Top | Inhaltsverzeichnis | Mindmap | Nächstes Kapitel: Die Katholische Kirche seit der Reformation
Last update: 22.07.2005 © Paul Glass 1997 - 2001 ff