Folge 1: Der Lambdazismus

In der ersten Folge unseres Ensemma Pladd-Sprachkurses widmen wir uns einem sprachlichen Phänomen, das typisch ist für den Ensheimer Dialekt: dem Lambdazismus. Man versteht darunter die Erscheinung, dass der einem /d/ oder /t/ entsprechende Laut zwischen zwei oder mehreren Vokalen als |l| oder |ll| wiedergegeben wird. Die Bezeichnung Lambdazismus leitet sich dabei vom griechischen Buchstaben Lambda = L ab. 

Rudolf Post führt in seinem sehr lesenswerten Buch „Pfälzisch. Einführung in eine Sprachlandschaft“ (Landau, 2. Auflage 1992, S. 93 ff) den Lambdazismus außer in Ensheim auch in den Bliesgauorten Bebelsheim, Bliesmengen-Bolchen, Böckweiler, Niedergailbach, Seyweiler, Walsheim und Wolhersheim, in Teilen der Kurpfalz (Dossenheim, Feudenheim, Heddesheim, Schriesheim; alle bei Heidelberg) sowie in der Westpfalz (Birkenfeld/Nahe) und in der Vorderpfalz (Altrip) auf. Weitere Ortsmundarten mit Lambdazismen finden sich laut Wikipedia im moselfränkischen Dialektgebiet (Altstrimmig, Mittelstrimmig, Liesenich, Panzweiler, Schauren und Walhausen) sowie in Mittelhessen (Eisemroth, Tringenstein, Übernthal und Wallenfels).

Einen interessanten Mundartvergleich hinsichtlich der Lambdazismen (auch der falschen) im saarländischen Ensheim und vorderpfälzischen Altrip können Sie sich hier als PDF kostenlos herunterladen.

Über die komplizierte sprachgeschichtliche Entwicklung des Lambdazismus gehe ich an dieser Stelle nicht ein. Nähere Informationen dazu gibt Rudolf Post in seinem o.g. Buch.

Hier nur so viel:

Die phonetischen Ursachen für diesen Lambdazismus liegen darin, dass die Bewohner der Lambdazismus-Orte, also auch die Ensheimer, im Lautinventar ihrer Mundart kein Vorderzungen-r, sondern nur ein Zäpfchen-r hatten. Dies hatte zur Folge, dass die Mundartsprecher aus diesen Orten beim l-Laut Zuflucht nahmen, der mit dem Zungen-r verwandt ist.

Für Ensheim ist festzuhalten, dass unsere Mundart viele Lambdazismen beinhaltet, dass diese aber von immer weniger Dialektsprechern tatsächlich gesprochen werden. Viele junge Leute, die wesentlich mehr durch die Medien, die wachsende Mobilität, den Besuch weiterführender Schulen beeinflusst worden sind als ältere Einwohner, beherrschen den Lambdazismus in der Regel fast gar nicht mehr. Dieser für die Dialektbewahrung negativen Entwicklung soll mit diesem kleinen Sprachkurs entgegengesteuert werden.

Übrigens: Neben den echten Lambdazismen gibt es im Ensemma Pladd auch „falsche Lambdazismen“: Bei diesen sprachlichen Erscheinungen werden die Konsonantenkombinationen /ld/ und /lt/ als |l| oder |ll| gesprochen. Hierbei handelt es sich aber nur um Assimilationserscheinungen Liquid+Dental zu  Liquid, also lt>ll, ld>ll die auch in anderen Kombinationen vorkommen: /md/ zu |mm|, oder  /nt/ und /nd/ zu |nn|.

Außerdem gibt es noch einige Wortformen, die auf einen Lambdazismus hinweisen, die aber wegen der unbekannten Ableitungsform nicht eindeutig zuzuordnen sind, wie z.B. schullarre [erschüttern? ; wackeln].

Folgende echte Lambdazismus-Formen habe ich für das Ensemma Pladd feststellen können, wobei ich mich entschieden habe, den Lambdazismus jeweils mit einem (oder zwei) großen |L| zu kennzeichnen. Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

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Exkurs: Falsche und unklare Lambdazismen im Ensemma Pladd


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Last update: 20.02.2024